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Münzen auf Augen

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Carnifex
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Münzen auf Augen

Beitrag von Carnifex »

Hi,

ich beschäftige mich mit der Frage, wie Münzen in Bestattungen eingesetzt wurden.

Der Obolus wurde ja von den Griechen ihren Toten unter die Zunge geschoben.

Aber es gibt ja auch Grabfunde, wo die Münzen auf die Augen gegeben wurden, zum Beispiel im späten Ägypten.

Laut einigen Quellen war es bis 1998 üblich, den Päpsten Münzen auf die Augen zu geben.

Leider gibt es punkto Münzen auf den Augen ziemliche Widersprüche. Vielleicht kann mir jemand helfen, woher dieser Brauch ursprünglich stammt und dazu mehr Informationen geben.

Danke.

Gruß
RISKistFUN
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Beitrag von RISKistFUN »

ich hab zwar selbst wenig ahnung, warum, wieso etc...


aber gestern hab ich mir nochmals troja angesehen und da wars bei der bestattung der toten ähnlich...

münzen auf den augen
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emilystrange
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Beitrag von emilystrange »

war da nicht irgendwas in der gr. mythologie von wegen fluß styx und zoll an den fährmann?!
Die Katze weiß wohl, wem sie den Bart leckt. -
Johann Wolfgang von Goethe
Carnifex
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Beitrag von Carnifex »

Das ist aber ein Fehler.

Die Griechen haben eine kleine Münze immer unter die Zunge gesteckt.

;-)
Carnifex
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Beitrag von Carnifex »

war da nicht irgendwas in der gr. mythologie von wegen fluß styx und zoll an den fährmann?!
Richtig. Der Obolus sollte an den Fährmann für eine Überfahrt vom Totenfluss zum Totenreich des Hades gezahlt werden.

Styx alleine gesehen ist übrigens falsch. Insgesamt führen 5 mündende Flüsse ins Totenreich, noch wichtiger als der Styx ist der Acheron.

Über die Griechen weiß ich in diesem Bezug bescheid.

Mir geht es aber nur um jene Völker, die die Münzen auf die Augen gelegt haben. ;-)
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sue
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Beitrag von sue »

bei "from hell" mit johnny depp kommt das auch vor
(ja, ich weiß, dass das jetzt ein sehr unwissenschaftlicher beitrag war :mrgreen: )
Carnifex
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Beitrag von Carnifex »

Weiß ich, ist schließlich einer meiner Lieblingsfilme.

Auch einen Haufen Intellektuelle lassen sich das auch heute noch machen. ;-)
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scalogna
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Beitrag von scalogna »

ich hab mal irgendwo aufgeschnappt, dass das zumindest in Teilen des Alexander-Reiches bzw. Nachfolgestaaten gegeben haben soll (-> spätes Ägypten !?!), aber leider weiß ich nicht mehr, wo das war, irgendso ein populärwissenschaftliches Hefterl wie P.M. History oder sowas.

das mit den Päpsten und 1998 hab ich nicht ganz kapiert, zwischen 1978 und 2005 ist ja gar kein Papst gestorben? oder wurde diese Regelung von Joh. Paul II. 1998 abgeschafft?
Allen Ernstes Ist Oesterreich Unrettbar.
Carnifex
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Beitrag von Carnifex »

Hi,

richtig JP II hat es 1998 abgeschafft.

Gruß
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Michael79
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Beitrag von Michael79 »

Hallo!

Würde diesbezüglich entweder auf das Institut für Numismatik und Geldgeschichte fahren und dort die Bibliothek oder einen Prof fragen, oder dem Institutsvorstandstellvertreter Wolfgang Szaivert eine Mail schicken. Dort kann dir bestimmt geholfen werde. Studiere ja Numismatik, aber bin leider in den Ferien in Kärnten.

Link: www.univie.ac.at/numismatik

mail: Wolfgang.Szaivert@univie.ac.at

lg Michael
Wer über Geld mehr wissen will, als nur Zinssätze, studiert Numismatik.

Robert Göbl

http://numismatik.univie.ac.at/

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eridiyah
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Beitrag von eridiyah »

ich hab nur mal mitbekommen, dass einigen vorher die augäpfel entfernt wurden... vielleicht stammt die idee vom roten drachen daher :mrgreen:
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Doktorand
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Beitrag von Doktorand »

In der Wikipedia gibt es diesbezüglich einige interessante Artikel. Laut dem Artikel zum Turiner Grabtuch wr dieser Brauch auch in Jesus' Umfeld gebräuchlich (wobei dort wiederum die Griechen als Referenz aufgeführt werden).

Im Artikel Grabbeigabe heißt es:
Im späten Ägypten wurden dem Toten zwei Münzen auf die Augen gelegt, die er für den Fährmann benötigte, der ihn über den Totensee bringen sollte. In Europa gebrächlicher ist die Sitte eine Münze in den Mund zu legen. Eine solche spezielle Grabbeigabe war im alten Griechenland der Obolus. Viele Beigaben fielen Grabräubern zum Opfer.
Am interessantesten finde ich aber den Artikel Böser Blick, demzufolge es diesen brauch noch im frühen 20. Jahrhundert gab:
Das Böse Auge spielte auch in anderen Bereichen des Volksglaubens eine Rolle. So fürchteten die Menschen schon seit dem Altertum und bis ins frühe 20. Jahrhundert hinein die Augen des frisch Verstorbenen. Sie mussten unter allen Umständen sofort geschlossen werden, weil man der Überzeugung war, dass in der Leiche noch undefinierbare, aber gefährliche Lebenskräfte am Werk waren. Diese Vorstellungen gehörten in den Umkreis des Glaubens an „lebende Leichen“ und sind daher auch recht nah mit dem Vampirglauben verwandt. Es wurde allgemein befürchtet, dass der Tote sich durch das offene Auge nach einem Opfer umschauen könne, das er dann nach sich ins Grab „ziehen“ würde. Daher wird diese Art von schädigendem Untoten im Volksmund auch als Nachzehrer bezeichnet. Um sich vor dem Schadenszauber des Toten bzw. Untoten zu schützen, musste derjenige, der der Leiche die Augen schloss, nach Möglichkeit vermeiden, ihr ins Gesicht zu schauen. Oft wurden die Augen mit Münzen oder Tonscherben, in die man ein Kruzifix geritzt hatte, verschlossen.
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