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Von Copyright bis Plagiat in Antike und Mittelalter

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Michael79
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Von Copyright bis Plagiat in Antike und Mittelalter

Beitrag von Michael79 »

Von Copyright bis Plagiat in Antike und Mittelalter

Ein internationales Symposium der Byzantinistik widmet sich vom 22. bis 25. Oktober der Frage, wie Vorbilder aus der Antike und dem Mittelalter rezipiert und wahrgenommen werden.

Plagiat und Imitat
Von Andreas Rhoby und Elisabeth Schiffer

Fälle von Plagiat und verletztem Copyright sind heutzutage vertraute Themen in den Medien. Das wissenschaftliche Ethos verlangt zwar, Zitate, Anspielungen oder die bloße Übernahme von Gedanken mit einem Verweis zu versehen, doch nicht immer geschieht dies ausreichend.

Zitate und die Übernahme von Gedanken sind freilich keine Erfindung der letzten Jahrzehnte. Die Ursprünge dieser Entwicklung reichen in die Antike zurück. Homer und andere klassische Autoren wie die Historiker Herodot und Thukydides wurden sehr bald zum Vorbild, das nicht nur nachgeahmt wurde, sondern das man auch zu übertreffen suchte.

Copyright und Plagiat im Mittelalter

Ein Bewusstsein für Copyright-Verletzungen existierte damals wie im gesamten Mittelalter nicht. Mitunter wurden ältere Texte mit Nennung des geistigen Urhebers verwendet, in vielen Fällen aber versteckt und verschleiert. Ein ausgefeiltes System von Anspielungen und Zitaten kennzeichnet auch die Literatur der mittelalterlichen Griechen (ca. 300 - 1500 n. Chr.), die in der Forschung nach ihrer Hauptstadt Byzantion (später Konstantinopel) gemeinhin Byzantiner bezeichnet werden.

Wissenschaftliche Erforschung

Die Erforschung der angesprochenen Phänomene in der Literatur der Byzantiner setzt sich ein Symposion mit dem Titel "imitatio - aemulatio - variatio" zum Ziel, das vom Institut für Byzanzforschung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW), dem Institut für Byzantinistik und Neogräzistik der Universität Wien und der Österreichischen Byzantinischen Gesellschaft veranstaltet wird.

Die wissenschaftlichen Vorträge werden vom 22. bis 25. Oktober 2008 in der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) stattfinden.

Bei den im Titel genannten Begriffen handelt es sich um Termini, die schon sehr früh - nämlich bereits in der Antike - in die Literaturkritik eingegangen sind: "imitatio" bezeichnet generell die literarische Nachahmung. Sie unterscheidet sich von dem auf Aristoteles und Platon zurückgehenden Prinzip der künstlerischen Nachahmung, die sich durch die Abbildung und die Darstellung der Natur manifestiert.

"aemulatio" weist auf den Versuch hin, das literarische Vorbild zu übertreffen, und "variatio" stellt die bewusste Adaptierung der literarischen Grundlage, etwa hinsichtlich des Sprachniveaus, dar.

Der Autor ist tot ...

Nach einem Eröffnungsvortrag des renommierten Berliner Professors Diether Roderich Reinsch mit dem provokanten Titel "Der Autor ist tot - es lebe der Leser. Zur Neubewertung der imitatio in der byzantinischen Geschichtsschreibung", der an die seit rund vier Jahrzehnten in der Literaturwissenschaft heftig geführte Diskussion über Bedeutung von Autor und Leser anknüpft, sind am ersten Halbtag methodologische Referate vorgesehen.

In den weiteren Sitzungen soll auf konkrete Fragen literarischer Nachahmung im Schrifttum der Byzantiner eingegangen werden. Dabei soll herausgearbeitet werden, zu welchem Zweck und mit welcher Absicht literarische Vorbilder nachgeahmt werden.

Neubewertung der byzantinischen Literatur

Aufgrund des reichen Bestandes antiker Literatur, der auf direkt oder auf imitierende Weise in das Schrifttum der Byzantiner eingegangen ist, war die byzantinische Literatur sehr lange dem schlechten Ruf des Epigonenhaften ausgesetzt.

Erst in letzter Zeit ging man dazu über, jene Originalität zu entdecken, nach der im byzantinischen Reich antikes Erbe, christliches Gedankengut und Gegenwärtiges miteinander verwoben waren. Zur weiteren Erforschung wird das Symposion seinen Beitrag leisten.
Symposium
imitatio - aemulatio - variatio
22. bis 25. Oktober 2008
-) Österreichische Akademie der Wissenschaften, Theatersaal, Sonnenfelsgasse 19, 1010 Wien (22. bis 23. Oktober)
-) ÖAW, Seminarraum, Zentrum Mittelalterforschung, Wohllebengasse 12-14, 1040 Wien (24. bis 25. Oktober)

Kontakt: symposion08@oeaw.ac.at
Programmhttp://www.oeaw.ac.at/byzanz/pdf/Programm_Mimesis.pdf

Abstractshttp://www.oeaw.ac.at/byzanz/pdf/imitat ... tracts.pdf

Institut für Byzanzforschung der ÖAW
Österreichische Akademie der Wissenschaften
Zentrum Mittelalterforschung
Wohllebengasse 12-14, 3. Stock
A-1040 Wien

Link: http://www.oeaw.ac.at/byzanz

Institut für Byzantinistik und Neogräzistik
Universität Wien
Postgasse 7, 1, 3
A-1010 Wien

Link: http://www.univie.ac.at/byzantinistik/index.html
Wer über Geld mehr wissen will, als nur Zinssätze, studiert Numismatik.

Robert Göbl

http://numismatik.univie.ac.at/

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