Eines noch-und ich hoffe, ich bin jetzt nicht die meistgehasste Person im Forum:
Ich bin sicherlicher kein "Patriot", ohne diesen Begriff oder den "Nationalstaat" an sich zu reflektieren. Allerdings, finde ich die sicherlich gut gemeinte antifaschistische Aufklärung manchmal gefährlich unsachlich. "Nimm dein Flaggerl für das Gackerl" oder so...jaaaa ich weiß....hat sich der Strache auch beschwert. Aber ich frage mich schon: Ist es nötig, eine Fahne, die ja für jedes Land der Welt (ja auch für Österreich) eine gewisse Geschichte und einen Symbolwert hat, herabzuwürdigen? Klarerweise identifizieren sich dann manche "Bürger" dann noch mehr mit den Rechtsparteien, die so etwas für sich zu nutzen wissen und ein übersteigertes Heimatgefühl als Alternative anbieten, die vielen dann lieber ist.
Man hätte zB. Haiders Aussage bezgl. der "ideologischen Missgeburt" von "linker" Seite sachlich ausschlachten können, aber nichts ist passiert.
Mir kommt es so vor, als würde durch die lange Zeit der laschen Aufarbeitung (der noch immer nicht vergangenen österreichischen Opferhaltung) nach der Bewusstwerdung vll versucht, umso stärker aufzuarbeiten, was ja nicht schlecht ist. Durch eine teilweise aber chaotische Intensität geht die Sachlichkeit verloren und das Ganze wirkt eher kontraproduktiv. "Heimat im Herzen-sch**** im Hirn"...ich weiß nicht. JHerr Van der Bellen hat sich distanziert, aber ob das zu allen durchgedrungen ist...solche Aussagen wirken medial. Jedenfalls tragen diese Formulierungen eher dazu bei,dass sich manche angegriffen fühlen und Rechtspopulisten das dann auf eine (altbekannte) Opferhaltung schlechthin projizieren und neben berechtigten Argumenten bezüglich deutscher Minderheiten auch heimlich andere in den "Opferdunst" flüchten. Ich weiß nicht, wie oft ich auf der Straße gehört hab: "Der Aribert Heim is doch ein alter Mann-ja da hetzen die Linken und Juden schon wieder.
Alles, was von uns kommt, is automatisch schlecht."
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Man sieht also: Sogar Verbrecher, von denen früher jeder gesagt hat: "Klare Sache-Verbrecher!"-werden da schon miteinbezogen,weil viele das Gefühl haben, dass gar nichts mehr passt, was mit ihnen und ihrem Land zu tun hat und aus einer Trotzreaktion heraus auch das verteidigen, was wirklich nachweislich schlecht ist.
War früher noch eine gewisse Hemmschwelle (
ich rede von den Leuten meines Bezirks: "Ich bin kein Rechter, aber..."), so höre ich heute oft: "Bin ich halt ein Nazi...man is eh schon wegen jeder Kleinigkeit ein Nazi" oder "Die schimpfen dauernd über uns-wer weiß, war das mit den Nazis wirklich so schlimm und sie schreien da auch nur laut herum".
UND: Dadurch geht der ganze Informationsfluss im TV (jeden Tag eine Doku über den NS) auch den Bach runter, weil die Leute es einfach aufgrund der übersteigerten Intensität nicht mehr hören wollen: "Die schimpfen eh dauernd auf unsern Staat, da schau ich mir auch im Fernsehen nix mehr an, wo auf
uns geschimpft wird." (Richtig gelesen: "uns"-Solidarität mit den Nazis, weil auf die ja auch geschimpft wird-so eine Atrmosphäre entsteht da:"Unter dem nazis hat man noch stolz auf sein Land sein dürfen"). Dass es "Österreich" damals nicht gab, wollen sie schon gar nicht mehr hören. Man suhlt sich gemeinsam mit den wahren Tätern im Opfersumpf, weil man sich selbst auch beleidigt fühlt.
Meine These also: Kritik am Staat, wie er jetzt ist, ist notwendig, aber dann bitte sachlich und bis zu einem gewissen Maß, so es der sache dienlich ist, auch der Zielgruppe angepasst. Man spielt den Rechten in die Hände, wenn man bei jeder noch so harmlosen Aktion gleich die "Nazikeule" schwingt und das Opferbewusstsein neu aufleben lässt, hinter dem sich dann auch wirkliche Täter verstecken. DAS ist nämlich auch Verharmlosung (wenn man sich beschwert, dass einem was gestohlen wurde oder gerne Bergwandern geht und Nazi geschimpft wird-alles persönlich erlebt)!!!
Ich will damit keinesfalls sagen, dass der unsachliche antifaschistische Kampf schuld ist, dass die Rechtsextremen teilweise wieder salonfähig sind-das haben andere zu verantworten. Aber teilweise wirkt manche Agitation kontraproduktiv. Eine klassische Protestpartei könnten nämlich duchaus auch "eine linke" sein.