Seite 1 von 1

Oral History

Verfasst: Do 26.Jan 2006, 16:49
von Martin
Methode um "Geschichte von unten" kennenzulernen oder doch für
Arbeiten im wissenschaftlichen Bereich nicht akzeptabel?? Wie ist eure
Meinung zur Oral History??

Verfasst: Do 26.Jan 2006, 20:23
von Ledde
Warum sollte es für den wissenschaftlichen Bereich nicht akzeptabel sein?

Ich finde die Methode sehr interessant. Und will mich damit unbedingt noch näher auseinandersetzen.

Verfasst: Do 26.Jan 2006, 20:52
von Starbuck
ich finds auch super .... ist etwas anderes aber ein sehr spannender breiter bereich

Verfasst: Do 26.Jan 2006, 21:42
von Ledde
Das denke ich auch. Ich habe schon einige Male mit Zeitzeugen von historischen Ereignissen gesprochen und fand es immer sehr interessant. Und mit den richtigen Methoden - vor allem aus den psychoanalytischen Bereich - sind solche Zeitzeugenberichte bzw. Zeitzeugeninterviews sehr wertvoll.

Letztendlich benutzt man auch neuzeitliche Reiseberichte, oder Tagebucheintragungen etc. die auch innerhalb der Historischen Forschung genutzt und gewertet werden!!! Und beim Oral History kann man sogar noch nachfragen!!!

Verfasst: Do 26.Jan 2006, 21:48
von Martin
anche Wissenschafter meinen, daß Oral History nur brauchbar ist, wenn unmittelbar nach dem Ereignis alles niedergeschrieben wurde, in eine Lade gelegt und nach 50 Jahren wieder hervorgeholt wird.

Alles andere ist verändert durch äußere Einflüsse, Berichte etc.

Verfasst: Do 26.Jan 2006, 21:53
von Ledde
Nun ja...trifft das nicht auf einige historische Sichtweise zu? bzw. Geschichte als identitätsstiftendes Element wird oft auch mißbraucht und nach eigenem Empfinden ausgelegt.

Verfasst: Fr 27.Jan 2006, 10:38
von Birgit
also ich liebe oral history - ich hör gern meinem opa zu, wenn er über die russ. besatzer erzählt...

Verfasst: Fr 27.Jan 2006, 10:59
von Starbuck
bei meinen großeltern die vertreibung, bei den anderen opas kriegseinsatz im letzten jahr oder wie man sich am land vor den russen versteckt hat. aber auch die positiven sachen, wie mein urgroßvater sich sein erstes glas fürs glasgeschäft aus dem riesengebirge geholt hat..... das sind sachen die man so nie wieder erzählt bekommt.

Verfasst: Fr 27.Jan 2006, 15:00
von Laurea
ich finde oral history seeehr seeehr wichtig. Natürlich ist ein Bericht nur eine Wahrheit von vielen, aber ein wertvoller mikrogeschichtlicher beitrag, im gegensatz zu doch meißt makrogeschichtlicher literatur

Verfasst: Mi 01.Feb 2006, 23:21
von Starbuck
zum thema oralhistory
Wunde Kirche
Von Franz König (Die Presse) 28.01.2006
Kälte, Unverständnis, Arroganz. Moralisch unhaltbare "Lehren". Kopfnicker. - Wie kommt die katholische Kirche aus ihrer Krise? Aus bisher unveröffent- lichten Tonbandprotokollen: das Vermächtnis des Kardinals.
http://www.diepresse.com/Artikel.aspx?c ... &id=535306


ich fand den artikel schon sehr interessant![/code]

Verfasst: Sa 11.Feb 2006, 8:37
von Ledde

Verfasst: Sa 06.Jan 2007, 21:39
von grüner esel
um dieses thema noch einmal aufzugreifen:

oral history ist doch quasi eine form des qualitativen interviews/der qualitativen sozialforschung, nicht wahr? bzw. ist oral history die adäquate bezeichnung für qualitatives interview im bereich der geschichte? oder gibt es eurem wissen nach gravierende unterschiede?

ich bin ein bissi konfus.....na, ich hoff, ihr wissts was ich mein und könnts mir vielleicht weiterhelfen. dank

Verfasst: So 04.Mär 2007, 21:25
von Carnifex
Oral history ist deshalb wichtig, da die Subjektivität als Quelle in der Geschichtswissenschaft genau so nützlich ist wie Objektivität.

Wenn man Oral history betreibt, muss man strengen Kriterien folgen und sowohl Fachwissen zum befragten Thema, als auch psychologisch und zur Gehirnforschung vorweisen können.

Menschen neigen dazu, die Vergangenheit zu verklären, zu verschönern, zu relativieren und verharmlosen. Der geschulte Historiker sollte das aber sofort erkennen, wenn er sich genügend vorbereitet hat.

Gerade, wenn du merkst, dass dir ein Mensch mitten ins Gesicht lügt, ist dies interessant. Ist das nicht auch eine Art von Quelle? Eine Quelle übers Lügen, eine Quelle, wie Menschen harte Realitäten verweigern?

Die Subjektivität des Befragten ist genau so wertvoll wie die Erkenntnis aus jeder schriftlichen Quelle über den Erfasser, den Sender. Weltbild, Mentalität, Ideologie, Eigenschaften etc.

Oral history halte ich daher für höchst faszinierend - Und wenn ein Historiker meint, Oral history habe keinen wissenschaftlichen Wert, dann hat er es vermutlich auch noch niemals probiert. ;-)

Gruß

Verfasst: So 24.Feb 2008, 16:22
von fred
http://talking-archive.vox.com/profile/

frage: sind das echte zeitzeugenberichte? wenn ja, wo gibts mehr davon? also streamingmäßig anzuhören - ohne download? kennt wer was?