Seite 1 von 2

Der langwierige Kopftuchstreit

Verfasst: Do 18.Mai 2006, 9:35
von Birgit
vom Kurier:

Ein islamischer Extremist hat am Mittwoch in Ankara fünf Richter des Obersten Verwaltungsgerichtes der Türkei angegriffen. Einer der Richter wurde getötet, die anderen zum Teil verletzt. Der Täter, ein Anwalt, habe mit einer Pistole auf die Richter geschossen, teilten die Behörden mit. Er wurde festgenommen. Laut Augenzeugen rief der 29-Jährige während der Schüsse: "Gottes Zorn komme über euch." Im Polizeiverhör begründete der Mann seine Tat mit einem Urteil der Gerichtskammer im Kopftuchstreit. Die Zweite Kammer hatte mit der Entscheidung das in der Türkei geltende Kopftuchverbot verschärft. Regierungs- und Oppositionspolitiker verurteilten den Anschlag.

Ein schwer verletzter Richter ist Stunden nach dem Anschlag im Krankenhaus seinen Verletzungen erlegen. Dies teilten die Ärzte am Nachmittag mit. Der Richter war von einem Geschoß des Täters am Kopf getroffen worden. Der Schütze, ein Rechtsanwalt aus Istanbul namens Alparslan Arslan, wurde nach seiner Festnahme von der Anti-Terror-Polizei verhört. Arslan habe schon am Dienstag einmal versucht, zum Kammerpräsidenten Mustafa Birgin vorzudringen, sei aber von Wachleuten entdeckt worden, berichtete das türkische Fernsehen.

"Wir sind Allahs Soldaten"

In der Türkei dürfen islamische Kopftücher nicht im öffentlichen Dienst oder in öffentlichen Institutionen getragen werden.Der Anwalt war am Vormittag in die gerade begonnene Sitzung des Gerichts hineingeplatzt und hatte mehrere Schüsse gezielt auf die Richterbank abgefeuert. "Wir sind Allahs Soldaten" habe er dabei gerufen, sagte Gerichts-Vizepräsidentin Tansel Cölasan nach dem Anschlag. Nur einer der Richter blieb unverletzt. Er hatte sich rechtzeitig zu Boden geworfen.

Kopftuchverbot

Der zweite Senat des Verwaltungsgerichts, zu dem die Richter gehören, ist in der Vergangenheit mit Entscheidungen zum umstrittenen Kopftuchverbot an türkischen Schulen und Universitäten hervorgetreten. Für besonderes Aufsehen hatte jüngst ein Urteil gesorgt, mit dem einer Lehrerin die Ernennung zur Direktorin einer Volksschule verwehrt worden war. Als Begründung wurde angeführt, dass sie das Kopftuch auf dem Weg zur Schule trage. Islamische Kreise hatten empört auf das nach ihrer Ansicht zu weit gehende Urteil reagiert.


In der Türkei dürfen islamische Kopftücher nicht im öffentlichen Dienst oder in öffentlichen Institutionen getragen werden - weder in Schulen noch an Universitäten, nicht in Behörden, Banken und Krankenhäusern.



:eek: ich find es erschreckend!! in der türkei dürfen die kopftücher nicht im öffentlichen Dienst etc getragen werden und bei uns (v.a. linz) möchte man katholische lehrerinnen dazu zwingen (von seitens der muslimischen eltern) eines zu tragen.... mir fehlen die worte! .. mich regt die ganze deppate einfach nur auf.

sicher - ich bin für freie religionsausübung, dennoch muss ich mich den gegebenheiten des jeweiligen landes anpassen.
ich weiß von einer bekannten, dass man als frau in den vereinitgen arabischen emiraten in der wirtschaft nur akzeptiert wird, wenn man die haare verhüllt - gut, wenn ich dort arbeiten will, muss ich mich dem doch anpassen...
was sagt ihr dazu?

Quelle: http://kurier.at/nachrichten/ausland/8270.php

Edit von Martin

Verfasst: Do 18.Mai 2006, 9:39
von Lena3980
Kopftuch-Debatte im Blickpunkt der Wissenschaft
Forschung

Peter Reidinger (Redaktion) am 23. Mai 2006


Es ist ein Stück Stoff, das für viel Wirbel sorgt. Das islamische Kopftuch gerät immer wieder in die Schlagzeilen. In Europa sind die Regelungen für das Tragen des Tuches höchst unterschiedlich. Ein umfangreiches EU-Projekt unter der Leitung eines Teams des Instituts für Politikwissenschaft versucht in den nächsten drei Jahren herauszufinden, warum das so ist.




"… sie sollen ihre Tücher tief über sich ziehen. Das ist besser, damit sie erkannt und nicht belästigt werden." In der Sure 33 Vers 60 des Korans findet sich dieser Satz, von dem Muslime das Tragen eines Kopftuches ableiten und der im Zusammenhang mit öffentlichen Ämtern und Schulen immer wieder für Kontroversen sorgt. In den Mitgliedstaaten der EU sind die staatlichen Regelungen zur Kopftuchfrage sehr unterschiedlich.

Unterschiedlichste Regelungen auf EU-Ebene

Das traditionell laizistische Frankreich entfachte im Jahr 2003 über die Landesgrenzen hinaus eine Debatte über Regelungen im Zusammenhang mit dem Kopftuch. Für LehrerInnen gilt in Frankreich schon seit 1905 ein Verbot, in öffentlichen Ämtern religiöse Zeichen zu tragen. 2003 erließ das Parlament schließlich ein Gesetz, das es auch den Schülerinnen an öffentlichen Schulen untersagt, das Kopftuch zu tragen. Die Diskussion entbrannte daraufhin auch in Deutschland. Dort ist die Regelung seit September 2003 nun Ländersache. In einigen Bundesländern wie Bayern, Hessen oder Baden-Würtemberg dürfen Lehrerinnen an staatlichen Schulen im Unterricht das Kopftuch nicht mehr tragen.

In Österreich gibt es, wie in Schweden, für öffentliche Ämter oder für Schülerinnen keine Regelungen zu Kopfbedeckungen. "In Österreich wird das Kopftuch sehr stark im religiösen Kontext gesehen", so Sieglinde Rosenberger. Deshalb gebe es bei uns bisher keine große Diskussion darüber, aber: "Wenn sich das ändert, wenn die Kopftuchfrage in einen kulturellen Kontext verlagert und sie beispielsweise zu einer Frage der Integration hochstilisiert wird, dann könnte die Lage bald ganz anders aussehen."

Projekt VEIL erforscht Kopftuch-Debatte

Univ.-Prof. Dr. Birgit Sauer und Univ.-Prof. Dr. Sieglinde Rosenberger (ihre Projektmitarbeiterinnen sind Mag. Leila Hadj-Abdou und Dipl.-Soz. Nora Gresch) vom Institut für Politikwissenschaft leiten seit Anfang März dieses Jahres das EU-Projekt VEIL ("Values, Equality and Differences in Liberal Democracies. Debates about Muslim Headscarves in Europe"). Vorrangiges Ziel ist, in Zusammenarbeit mit wissenschaftlichen KollegInnen aus sieben weiteren EU-Ländern (einschließlich der Türkei) die Unterschiede in der Gesetzgebung, die Gründe für diese Differenzen sowie die Wertbezüge in den politischen Debatten zu erforschen.

Innerhalb der nächsten drei Jahre soll eine umfangreiche Bestandsaufnahme der derzeitigen Regelungen und ihrer jeweiligen länderspezifischen Begründbarkeit entstehen. "Es gibt Eckpunkte, die alle acht Projektteams in ihren jeweiligen Ländern in der ersten Forschungsphase untersuchen. Diese Eckpunkte sind wichtig, damit die erhobenen Daten vergleichbar werden", erklärt Hadj-Abdou. "Es geht um das Verhältnis Staat – Kirche, die Religionszugehörigkeit in der Bevölkerung, die jeweiligen Integrationsstrategien und die historischen Hintergründe", fügt Sauer hinzu.

Wertekluft zwischen ÖVP und CDU?

Die Teams arbeiten unter Berücksichtigung des gemeinsamen Forschungsdesigns selbstständig. Optimale Koordination innerhalb der acht Projektgruppen soll durch regelmäßige Treffen erreicht werden. Gresch: "Alle Teams werden zwei Mal jährlich zusammenkommen. Dort werden die bisherigen Ergebnisse aus allen acht Ländern vorgestellt und besprochen." Interessant für die Forscherinnen ist vor allem, warum innerhalb der EU teilweise gravierende Unterschiede im Umgang mit der Kopftuchfrage herrschen. Sauer nennt ein Beispiel: "Die rechtskonservative ÖVP in Österreich betont, sie wolle das Kopftuch nicht verbieten, das sei ganz einfach nicht im Parteiprogramm. Die CDU in Deutschland, die von der Wertestruktur ohne Zweifel mit der Österreichischen Volkspartei vergleichbar ist, hat sich vehement für ein Kopftuchverbot eingesetzt. Unser Projekt soll zeigen, warum das so ist."

"Strategien der Debatte offen legen"

Zudem wird sich die Projektarbeit auf einen zweiten Aspekt konzentrieren. Nach dem Herausfiltern der länderspezifischen Differenzen steht eine umfangreiche Analyse der Debatten rund um das Kopftuch im Fokus der Forscherinnen. Anhand von Medienanalysen sollen die Strategien der verschiedenen Standpunkte offen gelegt werden, wie Rosenberger erläutert: "Das Kopftuch steht im Schnittpunkt unterschiedlichster Spannungslinien wie Geschlecht, Ethnizität und kulturelle Hintergründe. Uns interessiert, welche Bilder, Prinzipien und Wertvorstellungen in diesen Debatten herangezogen werden. Das Projekt soll aufzeigen, zu welchen Instrumentalisierungen es kommt und dadurch für ein besseres Verständnis der Debatten rund um das Kopftuch sorgen." (pr)

Das Projekt VEIL wird von der EU finanziert. Unter der Projektleitung des Teams vom Institut für Politikwissenschaft (Sieglinde Rosenberger, Birgit Sauer, Nora Gresch und Leila Hadj-Abdou) forschen Projektgruppen aus Dänemark, Frankreich, Deutschland, Griechenland, den Niederlanden, der Türkei und Großbritannien seit März 2006. Nach drei Jahren Projektdauer werden die Arbeiten in einer Publikation vorgestellt.
Quelle: www.dieuniversitaet-online.at - 23.5.06

jetzt nimmt sich auch die wissenschaft dieses heiklen themas an ...

Verfasst: Do 18.Mai 2006, 9:50
von Lena3980
ich bin zwar auch für die freie religionsausübung, aber wenn zb eine moslime in einem europäischen land leben will, dann muss sie sich meiner meinung nach auch dort anpassen, immerhin müssen wir als europäer es auch in ihrer heimat machen.

vor einigen jahren hab ich mich im urlaub mal mit einer ägyptischen reiseführerin unterhalten (sie hat übrigens keine kopftuch getragen und war sehr westlich eingestellt) und die hat mir erzählt, dass es ab ca. mitte der 90er in ägypten wieder eine rückbesinnung pro kopftuch gegeben hat. es gilt scheinbar als "in" wieder kopftuch zu tragen. eine ehemalige arbeitskollegin aus der türkei hat mir das ebenfalls bestätigt. eigentlich total erschreckend, überall hält die emanzipation einzug und dort geht man wieder zu alten werten zurück und sieht das scheinbar als eine neue form der emanzipation.

Verfasst: Do 18.Mai 2006, 10:09
von stoke
ich glaub warum die mädchen bzw. frauen in den westl. länden kopftücher tragen ist eine art abschottung bzw. gerade abgrenzung oder hervorhebung ihrer herkunft....obwohl man hier auf keinen fall verallgemeinern darf...ich lehn mich jetzt weit raus, behaupte aber, es kommt schon drauf an, von wo die leute kommen...und die meisten, die aus ihren ländern auswandern, sind ländlich geprägt, wo die tradition noch einen ganz anderen stellenwert hat als in der stadt

ich lehn mich nochmal raus...schau dir in wien die einzelnen vierteln an, z.b. bei mir brunnenmarktgegend...man will gar nicht mit der neuen heimat vertraut werden...man bleibt unter sich, vielleicht aus stolz oder aus angst, dass man die eigenen traditionen verliert, wenn man sich den "einheimischen" anpasst...darum wirken hier die traditionen noch stärker und man hält sich stärker dran fest

ich find die übertriebene toleranz hierzulande ein bisschen nervig und halte es wie die franzosen...ganz interessant hat katja riemann gestern nacht in irgendeiner talkshow gesagt: österreich und deutschland haben den gründlichsten genozid veranstaltet, darum sind wir jetzt auch so gründlich in unserer toleranz, aber gerade das ist schon wieder gründlich rassistisch...die aussage hat mich gestern tief beeindruckt, und das schafft sonst keine schauspielerin

Verfasst: Do 18.Mai 2006, 10:20
von Lena3980
stokelyX hat geschrieben: ich lehn mich nochmal raus...schau dir in wien die einzelnen vierteln an, z.b. bei mir brunnenmarktgegend...man will gar nicht mit der neuen heimat vertraut werden...man bleibt unter sich, vielleicht aus stolz oder aus angst, dass man die eigenen traditionen verliert, wenn man sich den "einheimischen" anpasst...darum wirken hier die traditionen noch stärker und man hält sich stärker dran fest
grad das festhalten an den traditionen bestätigt meiner meinung nach eigentlich den integrationsunwillen der moslems. wahrscheinlich geh ich jetzt ein paar schritte zu weit, aber ich würd mal sagen die 45%, die die prokop bekanntgegeben hat, sind viel zu tief angesetzt, es sind wahrscheinlich noch viel mehr ...

Verfasst: Do 18.Mai 2006, 10:33
von stoke
nein das würd ich jetzt nicht unbedingt so behaupten, weil sieh dir die ausgewanderten aus exyugoslawen an...die halten mind. genauso an ihren traditionen fest wie moslems oder andere (ausser jetzt die bosn. muslimen)....nur der unterschied ist, dass man es optisch gesehen nicht merkt...und hier gehts ja eher um das äusserliche, dem kopftuch, dass man die religion daran erkennt

andererseits muss ich auch sagen...geh ich ins ausland um dort zu leben, bleib ich ebenso bei meinen traditionen, bei meiner sprache etc., das würd ich mir nicht nehmen lassen...genauso wäre ich religiös


aber wo fängt die integration an?? das ist ene grundsatzfrage

Verfasst: Do 18.Mai 2006, 10:36
von Martin
vkh3980 hat geschrieben:
stokelyX hat geschrieben: ich lehn mich nochmal raus...schau dir in wien die einzelnen vierteln an, z.b. bei mir brunnenmarktgegend...man will gar nicht mit der neuen heimat vertraut werden...man bleibt unter sich, vielleicht aus stolz oder aus angst, dass man die eigenen traditionen verliert, wenn man sich den "einheimischen" anpasst...darum wirken hier die traditionen noch stärker und man hält sich stärker dran fest
grad das festhalten an den traditionen bestätigt meiner meinung nach eigentlich den integrationsunwillen der moslems. wahrscheinlich geh ich jetzt ein paar schritte zu weit, aber ich würd mal sagen die 45%, die die prokop bekanntgegeben hat, sind viel zu tief angesetzt, es sind wahrscheinlich noch viel mehr ...
@ vkh: Frau Vasilakou von den Grünen meint aber, daß diese Umfrage rassistisch ist und ganz sicher nicht stimmt...

da wären wir wohl auch bei der Debatte, warum in einem Wiener Kindergarten Weihnachten nikolaus und Wiener Schnitzel verboten werden soll, nur weil 3 muslimische Kinder dort sind.

Verfasst: Do 18.Mai 2006, 10:39
von stoke
aber warum wurde muslim. frauen in irgendeinem kaff verboten alleine in der gruppe in einem schwimmbad zu baden...häh?? was ist daran so schlimm, dass sich ein ganzes dorf derart brüskiert hat??

edit: wehe sowas passiert mit der jüd. gemeinde

Verfasst: Do 18.Mai 2006, 10:50
von Lena3980
Martin hat geschrieben: @ vkh: Frau Vasilakou von den Grünen meint aber, daß diese Umfrage rassistisch ist und ganz sicher nicht stimmt...

da wären wir wohl auch bei der Debatte, warum in einem Wiener Kindergarten Weihnachten nikolaus und Wiener Schnitzel verboten werden soll, nur weil 3 muslimische Kinder dort sind.
@martin: [TEXT VOM VERFASSER AUS RÜCKSICHT AUF ANDERE GELÖSCHT]


wieso verbieten wir net gleich alles, das irgendwie mit religion zu tun hat ...

Verfasst: Do 18.Mai 2006, 10:53
von Lena3980
stokelyX hat geschrieben:aber warum wurde muslim. frauen in irgendeinem kaff verboten alleine in der gruppe in einem schwimmbad zu baden...häh?? was ist daran so schlimm, dass sich ein ganzes dorf derart brüskiert hat??

edit: wehe sowas passiert mit der jüd. gemeinde
es lebe die religiöse gleichberechtigung !!!

ich halt mich ab sofort aus der diskussion raus, sonst rutscht mir noch was raus, das nicht politisch korrekt ist
lg verena

Verfasst: Di 23.Mai 2006, 2:33
von Arnold
Birgit hat geschrieben: :eek: ich find es erschreckend!! in der türkei dürfen die kopftücher nicht im öffentlichen Dienst etc getragen werden und bei uns (v.a. linz) möchte man katholische lehrerinnen dazu zwingen (von seitens der muslimischen eltern) eines zu tragen.... mir fehlen die worte! .. mich regt die ganze deppate einfach nur auf.
1. Ich hätte gerne gewusst wo/ob man den Fall nachlesen kann mit den Kopftuchforderungen für kath. Lehrerinnen.

2. Die Aussage erinnert mich an den Vergleich vom Mölzer am 22.5 in Offen Gesagt, als er gemeint hatte hier in Österreich finde eine internationale Imane-Konnferenz statt und umgekehrt wäre eine Bishoffs-Konferenz im arabischen Raum undenkbar. Viele werden sich jetzt vermutlich denken, da hat er ja eigentlich recht. Aber wie gewohnt ist es ratsam alles was aus der mölzerschen Ecke kommt doppelt zu hinterfragen. Was er nämlich damit sagen wollte (ist dann etwas zwischen den Wortmeldungen der anderen Diskutanden untergegangen und) war dass wir das hier - bei uns - nicht erlauben sollten weil es ja die anderen -dort unten- auch nicht tun! Und genau hier liegt der Herr Mölzer meiner Meinung nach absolut falsch. Gerade weil wir in Europa Religionsfreiheit haben, gerade weil wir an die Werte glauben, welche eine aufgeklärte Gesellschaft ausmachen, sollten wir nicht nur dulden dass eine Imane-Konferenz hier stattfindet sondern vielmehr darauf stolz sein, dass das bei uns möglich ist.
Was ich jetzt damit sagen will ist dass solche "in der Türkei - und bei uns"- Vergleiche nur in den allerseltensten Fällen auch Sinn machen.
vkh3980 hat geschrieben:ich bin zwar auch für die freie religionsausübung, aber wenn zb eine moslime in einem europäischen land leben will, dann muss sie sich meiner meinung nach auch dort anpassen, immerhin müssen wir als europäer es auch in ihrer heimat machen.
Anpassung ist "Pflicht", da gebe ich dir recht. Du stellst das Anpassen allerdings in Zusammenhang mit freie Religionsausübung. Daher würde mich interessieren wie das zu verstehen ist?
vkh3980 hat geschrieben: vor einigen jahren hab ich mich im urlaub mal mit einer ägyptischen reiseführerin unterhalten (sie hat übrigens keine kopftuch getragen und war sehr westlich eingestellt) und die hat mir erzählt, dass es ab ca. mitte der 90er in ägypten wieder eine rückbesinnung pro kopftuch gegeben hat. es gilt scheinbar als "in" wieder kopftuch zu tragen. eine ehemalige arbeitskollegin aus der türkei hat mir das ebenfalls bestätigt. eigentlich total erschreckend, überall hält die emanzipation einzug und dort geht man wieder zu alten werten zurück und sieht das scheinbar als eine neue form der emanzipation.
Sehr gut finde ich hast du die Entwicklung der 90er Jahre getroffen wenn du sie als "eine neue form der emanzipation" beschreibst.
Als damals -vor allem bzw. hauptsächlich in Ägypten- eine Emanzipation stattgefunden hat im Sinne von "Weg mit dem Kopftuch" war das die einzige Art gegen den Strom zu schwimmen, man galt als emanzipiert wenn man sich gegen das Kopftuch entschied. Heute hat sich die Art der Emanzipation geändert, heute ist man emanzipiert indem man bewusst die eine oder andere Entscheidung trifft (bissi wie pro choice). Indem man aus freien Stücken entscheidet(u.A. religiösen Überlegungen) ist man emanzipiert. Eine palästinensische Freundin von mir, die aus persönlichen Gründen mit der ägyptischen Situation vertraut ist, meint es wäre nicht ganz richtig es als eine Rückbesinnung oder als ein "wieder in sein" zu bezeichnen. Sie spricht von einem emanzipierten, reifen Umgehen mit Glaubensfragen. (selbstverständlich kann man hier nicht alle in einen Topf werfen)
stokelyX hat geschrieben: ..ganz interessant hat katja riemann gestern nacht in irgendeiner talkshow gesagt: österreich und deutschland haben den gründlichsten genozid veranstaltet, darum sind wir jetzt auch so gründlich in unserer toleranz, aber gerade das ist schon wieder gründlich rassistisch...die aussage hat mich gestern tief beeindruckt, und das schafft sonst keine schauspielerin
Finde die Aussage auch sehr interessant. Jetzt stellt sich mir aber die Frage wie würdet ihr sie interpretieren, vor allem das "..aber gerade das ist schon wieder gründlich rassistisch..", so recht wollen mir da jetzt die Beispiele aus dem alltäglichen Leben nicht einfallen.
vkh3980 hat geschrieben: grad das festhalten an den traditionen bestätigt meiner meinung nach eigentlich den integrationsunwillen der moslems. wahrscheinlich geh ich jetzt ein paar schritte zu weit, aber ich würd mal sagen die 45%, die die prokop bekanntgegeben hat, sind viel zu tief angesetzt, es sind wahrscheinlich noch viel mehr ...
1. wie definiert man integrationsunwillig? wenn es nämlich anhand von Begriffen wie "religiös konservativ" geschieht (wie in der Studie geschehen) dann ist das einfach nicht haltbar. Jemand der religiös konservativ ist muss nicht zwangsweise integrationsunwillig sein oder will jemand ernsthaft behaupten die ÖVP wäre in unserer Gesellschaft nicht integriert??

2. Ich bin der Meinung die prokopschen 45% sind als absolute Zahl nicht haltbar. Man müsste da genauer unterscheiden. Ich glaube es wenn mir jemand erzählt dass 45% der ersten Generation integrationsunwillig sind, wenns zum Beispiel um Sprache und Einbidung in politische Prozesse geht. Ich glaube es auf gar keinen Fall wenn ich mir die Leute so ca bis 30 anschaue. Zu viele bestehende Kontakte und Diskussionen überzeugen mich vom Gegenteil. Der Wille zur Integration bei den Jungen ist da, es ist halt nicht immer leicht, wenn man zB bei Bewerbungen vorab schlechtere Chancen hat, wenn viele Volksschullehrerinnen Empfehlungen abgeben wie Österreicher->HauptschuleoderGymnasiumoderetc. aber Migrantenkinder->Hauptschule(.punkt) , wenn Leute mit einer anderen Hautfarbe nicht die selben Lokalitäten benutzen dürfen wie der Rest. usw.usw.usw.
Martin hat geschrieben: @ vkh: Frau Vasilakou von den Grünen meint aber, daß diese Umfrage rassistisch ist und ganz sicher nicht stimmt...

da wären wir wohl auch bei der Debatte, warum in einem Wiener Kindergarten Weihnachten nikolaus und Wiener Schnitzel verboten werden soll, nur weil 3 muslimische Kinder dort sind.
rassistisch würde ich dem Prof. Rohe keinesfalls unterstellen. Was mich allerdings stutzig macht ist der Umstand dass die Frau Innenminister von 45%integrationsunwilligen Muslimen in ganz Österreich spricht, da sich die Studie ja nur auf Muslime türkischer und bosnischer Herkunft und da wiederum nur auf Wien beschränkt. von diesen Daten aufs ganze Land zu schließen ist reichlich unprofessionell und stellt einen Schnellschuss dar der vielen hierzulande bereits real geschadet hat. Zitat einer türkischen Integrationsbeauftragten aus Linz: Seit dem 45%-Sager sei es verstärkt zu Übergriffen gekommen, in einem Fall sind zwei Kopftuchtragende Türkinnen in der Linzer Straßenbahn bespuckt und beschimpft worden mit den Worten "Schleichts euch doch wenns euch ned integrieren kennts!"
stokelyX hat geschrieben:aber warum wurde muslim. frauen in irgendeinem kaff verboten alleine in der gruppe in einem schwimmbad zu baden...häh?? was ist daran so schlimm, dass sich ein ganzes dorf derart brüskiert hat??
Warum sich die Leute alle so aufgeregt haben ist weil das Bade-Intermezzo zu einem Zeitpunkt der Integrationsdebatte eine bewusste Abschottung (durch) eine Minderheit darstellt. Und welcher blaue Politiker lässt dieses Geschenk liegen ohne daraus einfachsten Profit zu schlagen. Zitat: "Unmöglich denen das Bad alleine zu überlassen, was das für die Hygiene bedeuted! Die waschen sich ja so gut wie nie"(ich hab erfolglos versucht den Artikel wieder zu finden um exakt zu zitieren. dennoch habe ich eher untertrieben, das Zitat dieses blauen Bezirkspolitikers war noch schärfer). Mir ist wortwörtlich die Zornesröte ins Gesicht geschossen wie ich das gelesen habe, gehts noch billiger? Kann man Stereotype noch intensiver verstärken indem man uralte Vorurteile aufs "gemeine" Volk schmeisst?


Tut mir leid wenn ich jetzt etwas von der Kopftuchdiskussion weggekommen bin, ich wollte ein paar eingeworfene Meinungen weiterführen.

ps erwähnenswert scheint mir die Aussage der grünen Politikerin Terezija Stoisits vom Sonntag in Offen Gesagt, als sie den ORF anprangert er würde vorhandene Stereotype festigen indem man zu jedem Beitrag indem es um Muslime geht immer die selben Bilder zeigt, nämlich alte Frauen, Kopftuch, Ganzkörperumhang(sorry, ich kenn den richtigen Begriff nicht) mit vielen Kindern auf einer Parkbank. Und genau das ist auch das Bild das sich in vielen Köpfen schon längstens festgesetzt hat. Dabei blendet man u.A. die vielen, vor allem jungen, Frauen/Mädchen aus, die ohne Kopftuch die Straße entlanggehen. Interessant wäre aus sozialpsychologischer oder soziologischer Sicht was für ein inneres Bild Herr und Frau Österreicher haben würden wenn der ORF und andere Sender konsequent die anderen muslimischen Bevölkerungsteile ins Bild bringen würden. (ich hoffe ja insgeheim dass sich jemand aus der ORF Regie den Kritikpunkt zu herzen nimmt)


:mrgreen:

Verfasst: Di 23.Mai 2006, 9:45
von Martin
Tschador heißt der Ganzkörperumhang....

ich will ja nicht als rassistisch und mite Stereotypen behaftet darstehen, aber: die sitzen so im Park. ich seh das jeden Tag, weil ich einen Park vor der Tür hab. ich gebe gerne zu, daß es sich hauptsächlich um die Leute der ersten Generation handeln...


@ Bad: ich hab schon miterlebt, daß einige im Tschador ins Schwimmbecken gegangen sind....

Verfasst: Di 23.Mai 2006, 10:06
von Pete_
Arnold hat geschrieben: Zitat: "Unmöglich denen das Bad alleine zu überlassen, was das für die Hygiene bedeuted! Die waschen sich ja so gut wie nie"(ich hab erfolglos versucht den Artikel wieder zu finden um exakt zu zitieren. dennoch habe ich eher untertrieben, das Zitat dieses blauen Bezirkspolitikers war noch schärfer).
http://derstandard.at/?url=/?id=2429505

Verfasst: Di 23.Mai 2006, 10:13
von Pete
Martin hat geschrieben: ich will ja nicht als rassistisch und mite Stereotypen behaftet darstehen, aber: die sitzen so im Park. ich seh das jeden Tag, weil ich einen Park vor der Tür hab. ich gebe gerne zu, daß es sich hauptsächlich um die Leute der ersten Generation handeln...
Und Muetter ohne Kopfbedeckung sitzen auch mit ihren Kindern im Park. Nur wieviele davon Muslime sind, ist nicht erkennbar.

Verfasst: Di 23.Mai 2006, 10:13
von Starbuck
dsa hab ich auch, auch in der türkei damit ins meer und ich finde es schrecklich unhygienisch!