Einführung i.d. Studium d. Geschichte - Karl Brunner
Verfasst: So 12.Okt 2008, 11:33
Internet-Foren haben eine wesentliche Funktion: sie dienen dem Gedankenaustausch. Wenn man dem Artikel im STANDARD vom 10.10. über die "Bildungsfalle Bachelor" Glauben schenken darf, dann bestehen diese Möglichkeiten an der Universität nur noch eingeschränkt:
"Genau das, was traditionell die Produktivität des Studierens ausmachte – nämlich dass man in verschiedenen, selbst gewählten Seminaren Gelegenheit hatte, mit fortgeschritteneren Kollegen zusammenzutreffen, von ihnen zu lernen und eine Ahnung zu bekommen, wohin ein Studium führen kann – dies wird dem Studierenden verwehrt."
Wenn ich also jetzt zum zweiten Mal knapp hintereinander meine Eindrücke von einer Lehrveranstaltung wiedergebe, so möchte ich damit andere Erstsemestrige anregen, dies ebenfalls zu tun, weil der Austausch darüber sehr produktiv werden könnte. So wäre es durchaus interessant, wenn man auch über die Parallel-VUs von Bolognese-Leuchtenmüller und Ehalt erfahren könnte, was dort so abläuft. Sehr wertvoll wäre es, von solchen Lehrveranstaltungen zu hören, die man derzeit noch nicht belegt hat, um die man aber in einem der kommenden Semester nicht herumkommt. Auf diese Weise würde sich mit der Zeit hier im Forum zum neuen Bachelorstudium eine Art "Erfahrungspool" bilden. Man kann dieses Forum zweifellos zu mehr als nur zum Austausch von Vorlesungsmitschriften nutzen.
Zunächst möchte ich ausdrücklich festhalten: Gegen Karl Brunner habe ich nichts. Ich zweifle auch nicht im geringsten an seiner wissenschaftlichen Qualifikation. Ich bin überzeugt davon, dass er ein netter Mensch ist.
Seine "Einführung in das Studium der Geschichte" letzten Donnerstag war dennoch der Tiefpunkt dieser Woche. Es ist in meinen Augen unglaublich, dass erwachsene Menschen gezwungen sind, eineinhalb Stunden lang bei solchen Veranstaltungen ihre Zeit zu versitzen und dabei noch ruhig und gelassen zu bleiben.
Man sollte ja meinen, dass Universitätsprofessoren sich im Laufe der Jahre eine den Hörsaal füllende Sprechtechnik angewöhnt haben. Brunners Vortrag ist ein durch viele Ähs unterbrochenes Nuscheln. Wer nicht in der Nuschelrichtung saß, dem wehte das Nuscheln im wahrsten Sinne des Wortes am Ohr vorbei. Erst im Laufe des Abends war die Aussprache etwas besser zu verstehen.
Die Leute von der StRV müssen ihn vorher beschwatzt haben, denn Brunner gab ihnen Gelegenheit, sich ausgiebig den Studierenden vorzustellen. In seiner Einleitung wies er darauf hin, dass man als frischgebackener Student unbedingt Personen brauche, denen man sich bei Schwierigkeiten anvertrauen könne. Zunächst dachte ich, ich höre nicht recht, aber es wurde immer klarer, dass Brunner damit die Typen von der StRV meinte. Die ergriffen auch prompt das Wort ("Danke, Kollege Brunner") und luden uns u.a. zu einem Erstsemestrigentutorium auf dem Spiegelgrund und in Mauthausen ein. Warum ausgerechnet dort, wurde nicht erläutert. Freiwillig würde ich nie ein solches Tutorium mitmachen, denn ich weiß aus eigener Erfahrung, dass die StRV bei den neuen Studienplänen keine Hilfe bietet, und zwar deswegen, weil sie sich gar nicht dafür interessieren. Sich ihnen im Falle von Schwierigkeiten anzuvertrauen, wäre demnach reine Zeitverschwendung. Der rhetorische Auftritt der beiden Figuren war aber ohnehin eher peinlich und hat wohl kaum eine motivierende Gesamtstimmung in der von ihnen beabsichtigten Richtung erzeugt.
Dieser erste Teil war also schon völlig unnötig, doch der zweite war nicht viel besser. Brunner wiederholte nämlich etwas, worüber man sich vorher schon im Vorlesungsverzeichnis informieren konnte. Wäre man daheim geblieben, wäre einem nichts entgangen.
Es ging um mehrere Hausaufgaben, von denen einige (bei gutem Willen) sinnvoll sein mögen, andere sind es (trotz guten Willens) kaum. Sein Vorschlag beispielsweise, einen "Brief an sich selbst" über die eigenen Erwartungen und Hoffnungen zu verfassen und dann abzugeben, gehört auf ein Selbstfindungsseminar, aber nicht auf eine Einführungsvorlesung für Geschichtsstudenten. Skeptisch beurteile ich auch das Ansinnen, über Objekte der eigenen Wahl in verschiedenen Museen Aufsätze zu schreiben. Das ordnet sich nicht wesentlich über dem Niveau der Unterstufe von Gymnasien ein. Ich hätte nie gedacht, dass am Beginn des Geschichtsstudiums solche Kindereien stehen.
Aber bitte, was erträgt man nicht alles, wenn man sich für Geschichte interessiert.
Nachtrag: Mich würde sehr interessieren, wie es anderen mit dem Buch von Karl Brunner über die "Einführung in den Umgang mit Geschichte" geht. Ich habe es bis jetzt bis Seite 50 geschafft. Mein Eindruck: Eine nette Plauderei, aber nicht mehr.
In einer Bibliothek sind mir zufällig zwei andere Bücher in die Hände gefallen: Norbert Furrer, Was ist Geschichte? und Christian Meier, Die Welt der Geschichte und die Provinz des Historikers. Ein Vergleich ist schwer möglich, weil jedes Buch in eine andere Richtung geht. Ich finde sie aber insgesamt interessanter und anregender.
"Genau das, was traditionell die Produktivität des Studierens ausmachte – nämlich dass man in verschiedenen, selbst gewählten Seminaren Gelegenheit hatte, mit fortgeschritteneren Kollegen zusammenzutreffen, von ihnen zu lernen und eine Ahnung zu bekommen, wohin ein Studium führen kann – dies wird dem Studierenden verwehrt."
Wenn ich also jetzt zum zweiten Mal knapp hintereinander meine Eindrücke von einer Lehrveranstaltung wiedergebe, so möchte ich damit andere Erstsemestrige anregen, dies ebenfalls zu tun, weil der Austausch darüber sehr produktiv werden könnte. So wäre es durchaus interessant, wenn man auch über die Parallel-VUs von Bolognese-Leuchtenmüller und Ehalt erfahren könnte, was dort so abläuft. Sehr wertvoll wäre es, von solchen Lehrveranstaltungen zu hören, die man derzeit noch nicht belegt hat, um die man aber in einem der kommenden Semester nicht herumkommt. Auf diese Weise würde sich mit der Zeit hier im Forum zum neuen Bachelorstudium eine Art "Erfahrungspool" bilden. Man kann dieses Forum zweifellos zu mehr als nur zum Austausch von Vorlesungsmitschriften nutzen.
Zunächst möchte ich ausdrücklich festhalten: Gegen Karl Brunner habe ich nichts. Ich zweifle auch nicht im geringsten an seiner wissenschaftlichen Qualifikation. Ich bin überzeugt davon, dass er ein netter Mensch ist.
Seine "Einführung in das Studium der Geschichte" letzten Donnerstag war dennoch der Tiefpunkt dieser Woche. Es ist in meinen Augen unglaublich, dass erwachsene Menschen gezwungen sind, eineinhalb Stunden lang bei solchen Veranstaltungen ihre Zeit zu versitzen und dabei noch ruhig und gelassen zu bleiben.
Man sollte ja meinen, dass Universitätsprofessoren sich im Laufe der Jahre eine den Hörsaal füllende Sprechtechnik angewöhnt haben. Brunners Vortrag ist ein durch viele Ähs unterbrochenes Nuscheln. Wer nicht in der Nuschelrichtung saß, dem wehte das Nuscheln im wahrsten Sinne des Wortes am Ohr vorbei. Erst im Laufe des Abends war die Aussprache etwas besser zu verstehen.
Die Leute von der StRV müssen ihn vorher beschwatzt haben, denn Brunner gab ihnen Gelegenheit, sich ausgiebig den Studierenden vorzustellen. In seiner Einleitung wies er darauf hin, dass man als frischgebackener Student unbedingt Personen brauche, denen man sich bei Schwierigkeiten anvertrauen könne. Zunächst dachte ich, ich höre nicht recht, aber es wurde immer klarer, dass Brunner damit die Typen von der StRV meinte. Die ergriffen auch prompt das Wort ("Danke, Kollege Brunner") und luden uns u.a. zu einem Erstsemestrigentutorium auf dem Spiegelgrund und in Mauthausen ein. Warum ausgerechnet dort, wurde nicht erläutert. Freiwillig würde ich nie ein solches Tutorium mitmachen, denn ich weiß aus eigener Erfahrung, dass die StRV bei den neuen Studienplänen keine Hilfe bietet, und zwar deswegen, weil sie sich gar nicht dafür interessieren. Sich ihnen im Falle von Schwierigkeiten anzuvertrauen, wäre demnach reine Zeitverschwendung. Der rhetorische Auftritt der beiden Figuren war aber ohnehin eher peinlich und hat wohl kaum eine motivierende Gesamtstimmung in der von ihnen beabsichtigten Richtung erzeugt.
Dieser erste Teil war also schon völlig unnötig, doch der zweite war nicht viel besser. Brunner wiederholte nämlich etwas, worüber man sich vorher schon im Vorlesungsverzeichnis informieren konnte. Wäre man daheim geblieben, wäre einem nichts entgangen.
Es ging um mehrere Hausaufgaben, von denen einige (bei gutem Willen) sinnvoll sein mögen, andere sind es (trotz guten Willens) kaum. Sein Vorschlag beispielsweise, einen "Brief an sich selbst" über die eigenen Erwartungen und Hoffnungen zu verfassen und dann abzugeben, gehört auf ein Selbstfindungsseminar, aber nicht auf eine Einführungsvorlesung für Geschichtsstudenten. Skeptisch beurteile ich auch das Ansinnen, über Objekte der eigenen Wahl in verschiedenen Museen Aufsätze zu schreiben. Das ordnet sich nicht wesentlich über dem Niveau der Unterstufe von Gymnasien ein. Ich hätte nie gedacht, dass am Beginn des Geschichtsstudiums solche Kindereien stehen.
Aber bitte, was erträgt man nicht alles, wenn man sich für Geschichte interessiert.
Nachtrag: Mich würde sehr interessieren, wie es anderen mit dem Buch von Karl Brunner über die "Einführung in den Umgang mit Geschichte" geht. Ich habe es bis jetzt bis Seite 50 geschafft. Mein Eindruck: Eine nette Plauderei, aber nicht mehr.
In einer Bibliothek sind mir zufällig zwei andere Bücher in die Hände gefallen: Norbert Furrer, Was ist Geschichte? und Christian Meier, Die Welt der Geschichte und die Provinz des Historikers. Ein Vergleich ist schwer möglich, weil jedes Buch in eine andere Richtung geht. Ich finde sie aber insgesamt interessanter und anregender.