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Oral History

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Martin
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Oral History

Beitrag von Martin »

Methode um "Geschichte von unten" kennenzulernen oder doch für
Arbeiten im wissenschaftlichen Bereich nicht akzeptabel?? Wie ist eure
Meinung zur Oral History??
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Ledde
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Beitrag von Ledde »

Warum sollte es für den wissenschaftlichen Bereich nicht akzeptabel sein?

Ich finde die Methode sehr interessant. Und will mich damit unbedingt noch näher auseinandersetzen.
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Starbuck
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Beitrag von Starbuck »

ich finds auch super .... ist etwas anderes aber ein sehr spannender breiter bereich
"When you talk to God, they call it prayer. When God talks to you, they call it schizophrenia." - Fox Mulder
„tschessicka hau der schakkelin net om schädl, sie is jo net die schwesta!“ - eine liebliche Mutter zu ihrem noch lieblicheren Kinde
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Ledde
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Beitrag von Ledde »

Das denke ich auch. Ich habe schon einige Male mit Zeitzeugen von historischen Ereignissen gesprochen und fand es immer sehr interessant. Und mit den richtigen Methoden - vor allem aus den psychoanalytischen Bereich - sind solche Zeitzeugenberichte bzw. Zeitzeugeninterviews sehr wertvoll.

Letztendlich benutzt man auch neuzeitliche Reiseberichte, oder Tagebucheintragungen etc. die auch innerhalb der Historischen Forschung genutzt und gewertet werden!!! Und beim Oral History kann man sogar noch nachfragen!!!
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Martin
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Beitrag von Martin »

anche Wissenschafter meinen, daß Oral History nur brauchbar ist, wenn unmittelbar nach dem Ereignis alles niedergeschrieben wurde, in eine Lade gelegt und nach 50 Jahren wieder hervorgeholt wird.

Alles andere ist verändert durch äußere Einflüsse, Berichte etc.
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Ledde
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Beitrag von Ledde »

Nun ja...trifft das nicht auf einige historische Sichtweise zu? bzw. Geschichte als identitätsstiftendes Element wird oft auch mißbraucht und nach eigenem Empfinden ausgelegt.
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Beitrag von Birgit »

also ich liebe oral history - ich hör gern meinem opa zu, wenn er über die russ. besatzer erzählt...
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Früher kochten Töchter, wie sie es von den Müttern lernten. Heute saufen wie ihre Väter. Hoch lebe unsere Generation

Ich brauche keinen Sex, das Leben f***t mich jeden Tag!
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Starbuck
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Beitrag von Starbuck »

bei meinen großeltern die vertreibung, bei den anderen opas kriegseinsatz im letzten jahr oder wie man sich am land vor den russen versteckt hat. aber auch die positiven sachen, wie mein urgroßvater sich sein erstes glas fürs glasgeschäft aus dem riesengebirge geholt hat..... das sind sachen die man so nie wieder erzählt bekommt.
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Beitrag von Laurea »

ich finde oral history seeehr seeehr wichtig. Natürlich ist ein Bericht nur eine Wahrheit von vielen, aber ein wertvoller mikrogeschichtlicher beitrag, im gegensatz zu doch meißt makrogeschichtlicher literatur
...und eine Stimme erhob sich aus dem Chaos und sprach zu mir: "Lächle, denn es könnte schlimmer kommen." Ich lächelte - und es kam schlimmer
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Beitrag von Starbuck »

zum thema oralhistory
Wunde Kirche
Von Franz König (Die Presse) 28.01.2006
Kälte, Unverständnis, Arroganz. Moralisch unhaltbare "Lehren". Kopfnicker. - Wie kommt die katholische Kirche aus ihrer Krise? Aus bisher unveröffent- lichten Tonbandprotokollen: das Vermächtnis des Kardinals.
http://www.diepresse.com/Artikel.aspx?c ... &id=535306


ich fand den artikel schon sehr interessant![/code]
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grüner esel
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Beitrag von grüner esel »

um dieses thema noch einmal aufzugreifen:

oral history ist doch quasi eine form des qualitativen interviews/der qualitativen sozialforschung, nicht wahr? bzw. ist oral history die adäquate bezeichnung für qualitatives interview im bereich der geschichte? oder gibt es eurem wissen nach gravierende unterschiede?

ich bin ein bissi konfus.....na, ich hoff, ihr wissts was ich mein und könnts mir vielleicht weiterhelfen. dank
Carnifex
Historicus
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Beitrag von Carnifex »

Oral history ist deshalb wichtig, da die Subjektivität als Quelle in der Geschichtswissenschaft genau so nützlich ist wie Objektivität.

Wenn man Oral history betreibt, muss man strengen Kriterien folgen und sowohl Fachwissen zum befragten Thema, als auch psychologisch und zur Gehirnforschung vorweisen können.

Menschen neigen dazu, die Vergangenheit zu verklären, zu verschönern, zu relativieren und verharmlosen. Der geschulte Historiker sollte das aber sofort erkennen, wenn er sich genügend vorbereitet hat.

Gerade, wenn du merkst, dass dir ein Mensch mitten ins Gesicht lügt, ist dies interessant. Ist das nicht auch eine Art von Quelle? Eine Quelle übers Lügen, eine Quelle, wie Menschen harte Realitäten verweigern?

Die Subjektivität des Befragten ist genau so wertvoll wie die Erkenntnis aus jeder schriftlichen Quelle über den Erfasser, den Sender. Weltbild, Mentalität, Ideologie, Eigenschaften etc.

Oral history halte ich daher für höchst faszinierend - Und wenn ein Historiker meint, Oral history habe keinen wissenschaftlichen Wert, dann hat er es vermutlich auch noch niemals probiert. ;-)

Gruß
fred
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Beitrag von fred »

http://talking-archive.vox.com/profile/

frage: sind das echte zeitzeugenberichte? wenn ja, wo gibts mehr davon? also streamingmäßig anzuhören - ohne download? kennt wer was?
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