Zeitgeschichte soll ins "Nationalmuseum"
ÖVP bastelt an neuem Museumskomplex
Wien - Eigentlich hätte die Ausgliederung des Heeresgeschichtlichen Museums (HGM) schon Anfang Jänner im Ministerrat beschlossen werden sollen, doch dann legte sich das BZÖ, allen voran Ex-Verteidigungsminister und Klubchef Herbert Scheibner, quer. Seitdem ist das Thema ein Streitfall in der Koalition.
Es geht um viel: In der ÖVP gibt es schon seit geraumer Zeit den Wunsch, das überfüllte und zuletzt wenig erfolgreiche Militärmuseum zu privatisieren und in einen neu geschaffenen Museumsbund einzubringen, der die jüngste Zeitgeschichte umfasst. Neben dem HGM soll eine Art "Nationalmuseum" geschaffen werden und möglicherweise auch das Kriegsarchiv, derzeit im Staatsarchiv beheimatet, angedockt werden. Kanzler Wolfgang Schüssel hat sich bereits offen zum Projekt bekannt.
Was auf den ersten Blick wie eine Orchideendebatte für historisch Interessierte anmutet, hat wichtige gesellschaftspolitische Implikationen: Museen sind Identifikationsorte; wie und vom wem sie gestaltet werden, somit eine hochpolitische Entscheidung.
Entsprechend heftig wird die Auseinandersetzung hinter den Kulissen geführt. Das BZÖ wirft der ÖVP vor, die Privatisierungspläne seien auf den Grazer Historiker Stefan Karner zugeschnitten, der von der ÖVP gefördert werde - und im Übrigen als Kriegsfolgenforscher fachlich durchaus infrage käme. Ein Name, der in diesem Zusammenhang ebenfalls fällt, ist der des ehemaligen HGM-Direktors Manfried Rauchensteiner.
Wer immer Direktor des geplanten, neuen "Zeitgeschichte-Museumsverbunds" wird, hat jedenfalls eine machtvolle Position - vergleichbar etwa mit jener Wilfried Seipels vom Kunsthistorischem Museum, der mit Theater- und Völkerkundemuseum, den Museen in der Neuen Burg, Wagenburg sowie dem Tiroler Schloss Ambras ein kleines Museumsimperium regiert.
Im Verteidigungsministerium, dem das HGM unterstellt ist, arbeitet derzeit jedenfalls eine Kommission an einem Ausgliederungskonzept. Dem Vernehmen nach wäre das BZÖ inzwischen aber auch bereit, sich die Zustimmung zur HGM-Ausgliederung "abkaufen" zu lassen. Im Gegenzug müsste Verteidigungsminister Günther Platter (ÖVP) nur einige den Orangen nahe stehende Militärs bei der anstehenden Heeresform "berücksichtigen". (Barbara Tóth/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 1. 2. 2006)
Quelle: http://derstandard.at/?url=/?id=2326091
gestern war übrigens im Report ein kurzer Bericht darüber zu sehen (Wh. heute 12.00 Orf2)
war zufällig am selben tag im hgm als der orf die doku gemacht hat, die haben total viel im museum gefilmt, aber ganz wenig davon in die doku eingebaut.