Birgit hat geschrieben:

ich find es erschreckend!! in der türkei dürfen die kopftücher nicht im öffentlichen Dienst etc getragen werden und bei uns (v.a. linz) möchte man katholische lehrerinnen dazu zwingen (von seitens der muslimischen eltern) eines zu tragen.... mir fehlen die worte! .. mich regt die ganze deppate einfach nur auf.
1. Ich hätte gerne gewusst wo/ob man den Fall nachlesen kann mit den Kopftuchforderungen für kath. Lehrerinnen.
2. Die Aussage erinnert mich an den Vergleich vom Mölzer am 22.5 in Offen Gesagt, als er gemeint hatte hier in Österreich finde eine internationale Imane-Konnferenz statt und umgekehrt wäre eine Bishoffs-Konferenz im arabischen Raum undenkbar. Viele werden sich jetzt vermutlich denken, da hat er ja eigentlich recht. Aber wie gewohnt ist es ratsam alles was aus der mölzerschen Ecke kommt doppelt zu hinterfragen. Was er nämlich damit sagen wollte (ist dann etwas zwischen den Wortmeldungen der anderen Diskutanden untergegangen und) war dass wir das hier - bei uns - nicht erlauben sollten weil es ja die anderen -dort unten- auch nicht tun! Und genau hier liegt der Herr Mölzer meiner Meinung nach absolut falsch. Gerade weil wir in Europa Religionsfreiheit haben, gerade weil wir an die Werte glauben, welche eine aufgeklärte Gesellschaft ausmachen, sollten wir nicht nur dulden dass eine Imane-Konferenz hier stattfindet sondern vielmehr darauf stolz sein, dass das bei uns möglich ist.
Was ich jetzt damit sagen will ist dass solche "in der Türkei - und bei uns"- Vergleiche nur in den allerseltensten Fällen auch Sinn machen.
vkh3980 hat geschrieben:ich bin zwar auch für die freie religionsausübung, aber wenn zb eine moslime in einem europäischen land leben will, dann muss sie sich meiner meinung nach auch dort anpassen, immerhin müssen wir als europäer es auch in ihrer heimat machen.
Anpassung ist "Pflicht", da gebe ich dir recht. Du stellst das Anpassen allerdings in Zusammenhang mit freie Religionsausübung. Daher würde mich interessieren wie das zu verstehen ist?
vkh3980 hat geschrieben:
vor einigen jahren hab ich mich im urlaub mal mit einer ägyptischen reiseführerin unterhalten (sie hat übrigens keine kopftuch getragen und war sehr westlich eingestellt) und die hat mir erzählt, dass es ab ca. mitte der 90er in ägypten wieder eine rückbesinnung pro kopftuch gegeben hat. es gilt scheinbar als "in" wieder kopftuch zu tragen. eine ehemalige arbeitskollegin aus der türkei hat mir das ebenfalls bestätigt. eigentlich total erschreckend, überall hält die emanzipation einzug und dort geht man wieder zu alten werten zurück und sieht das scheinbar als eine neue form der emanzipation.
Sehr gut finde ich hast du die Entwicklung der 90er Jahre getroffen wenn du sie als "eine neue form der emanzipation" beschreibst.
Als damals -vor allem bzw. hauptsächlich in Ägypten- eine Emanzipation stattgefunden hat im Sinne von "Weg mit dem Kopftuch" war das die einzige Art gegen den Strom zu schwimmen, man galt als emanzipiert wenn man sich gegen das Kopftuch entschied. Heute hat sich die Art der Emanzipation geändert, heute ist man emanzipiert indem man bewusst die eine oder andere Entscheidung trifft (bissi wie pro choice). Indem man aus freien Stücken entscheidet(u.A. religiösen Überlegungen) ist man emanzipiert. Eine palästinensische Freundin von mir, die aus persönlichen Gründen mit der ägyptischen Situation vertraut ist, meint es wäre nicht ganz richtig es als eine Rückbesinnung oder als ein "wieder in sein" zu bezeichnen. Sie spricht von einem emanzipierten, reifen Umgehen mit Glaubensfragen. (selbstverständlich kann man hier nicht alle in einen Topf werfen)
stokelyX hat geschrieben:
..ganz interessant hat katja riemann gestern nacht in irgendeiner talkshow gesagt: österreich und deutschland haben den gründlichsten genozid veranstaltet, darum sind wir jetzt auch so gründlich in unserer toleranz, aber gerade das ist schon wieder gründlich rassistisch...die aussage hat mich gestern tief beeindruckt, und das schafft sonst keine schauspielerin
Finde die Aussage auch sehr interessant. Jetzt stellt sich mir aber die Frage wie würdet ihr sie interpretieren, vor allem das "..aber gerade das ist schon wieder gründlich rassistisch..", so recht wollen mir da jetzt die Beispiele aus dem alltäglichen Leben nicht einfallen.
vkh3980 hat geschrieben:
grad das festhalten an den traditionen bestätigt meiner meinung nach eigentlich den integrationsunwillen der moslems. wahrscheinlich geh ich jetzt ein paar schritte zu weit, aber ich würd mal sagen die 45%, die die prokop bekanntgegeben hat, sind viel zu tief angesetzt, es sind wahrscheinlich noch viel mehr ...
1. wie definiert man integrationsunwillig? wenn es nämlich anhand von Begriffen wie "religiös konservativ" geschieht (wie in der Studie geschehen) dann ist das einfach nicht haltbar. Jemand der religiös konservativ ist muss nicht zwangsweise integrationsunwillig sein oder will jemand ernsthaft behaupten die ÖVP wäre in unserer Gesellschaft nicht integriert??
2. Ich bin der Meinung die prokopschen 45% sind als absolute Zahl nicht haltbar. Man müsste da genauer unterscheiden. Ich glaube es wenn mir jemand erzählt dass 45% der ersten Generation integrationsunwillig sind, wenns zum Beispiel um Sprache und Einbidung in politische Prozesse geht. Ich glaube es auf gar keinen Fall wenn ich mir die Leute so ca bis 30 anschaue. Zu viele bestehende Kontakte und Diskussionen überzeugen mich vom Gegenteil. Der Wille zur Integration bei den Jungen ist da, es ist halt nicht immer leicht, wenn man zB bei Bewerbungen vorab schlechtere Chancen hat, wenn viele Volksschullehrerinnen Empfehlungen abgeben wie Österreicher->HauptschuleoderGymnasiumoderetc. aber Migrantenkinder->Hauptschule(.
punkt) , wenn Leute mit einer anderen Hautfarbe nicht die selben Lokalitäten benutzen dürfen wie der Rest. usw.usw.usw.
Martin hat geschrieben:
@ vkh: Frau Vasilakou von den Grünen meint aber, daß diese Umfrage rassistisch ist und ganz sicher nicht stimmt...
da wären wir wohl auch bei der Debatte, warum in einem Wiener Kindergarten Weihnachten nikolaus und Wiener Schnitzel verboten werden soll, nur weil 3 muslimische Kinder dort sind.
rassistisch würde ich dem Prof. Rohe keinesfalls unterstellen. Was mich allerdings stutzig macht ist der Umstand dass die Frau Innenminister von 45%integrationsunwilligen Muslimen in ganz Österreich spricht, da sich die Studie ja nur auf Muslime türkischer und bosnischer Herkunft und da wiederum nur auf Wien beschränkt. von diesen Daten aufs ganze Land zu schließen ist reichlich unprofessionell und stellt einen Schnellschuss dar der vielen hierzulande bereits real geschadet hat. Zitat einer türkischen Integrationsbeauftragten aus Linz: Seit dem 45%-Sager sei es verstärkt zu Übergriffen gekommen, in einem Fall sind zwei Kopftuchtragende Türkinnen in der Linzer Straßenbahn bespuckt und beschimpft worden mit den Worten "Schleichts euch doch wenns euch ned integrieren kennts!"
stokelyX hat geschrieben:aber warum wurde muslim. frauen in irgendeinem kaff verboten alleine in der gruppe in einem schwimmbad zu baden...häh?? was ist daran so schlimm, dass sich ein ganzes dorf derart brüskiert hat??
Warum sich die Leute alle so aufgeregt haben ist weil das Bade-Intermezzo zu einem Zeitpunkt der Integrationsdebatte eine bewusste Abschottung (durch) eine Minderheit darstellt. Und welcher blaue Politiker lässt dieses Geschenk liegen ohne daraus einfachsten Profit zu schlagen. Zitat: "Unmöglich denen das Bad alleine zu überlassen, was das für die Hygiene bedeuted! Die waschen sich ja so gut wie nie"(ich hab erfolglos versucht den Artikel wieder zu finden um exakt zu zitieren. dennoch habe ich eher untertrieben, das Zitat dieses blauen Bezirkspolitikers war noch schärfer). Mir ist wortwörtlich die Zornesröte ins Gesicht geschossen wie ich das gelesen habe, gehts noch billiger? Kann man Stereotype noch intensiver verstärken indem man uralte Vorurteile aufs "gemeine" Volk schmeisst?
Tut mir leid wenn ich jetzt etwas von der Kopftuchdiskussion weggekommen bin, ich wollte ein paar eingeworfene Meinungen weiterführen.
ps erwähnenswert scheint mir die Aussage der grünen Politikerin Terezija Stoisits vom Sonntag in Offen Gesagt, als sie den ORF anprangert er würde vorhandene Stereotype festigen indem man zu jedem Beitrag indem es um Muslime geht immer die selben Bilder zeigt, nämlich alte Frauen, Kopftuch, Ganzkörperumhang(sorry, ich kenn den richtigen Begriff nicht) mit vielen Kindern auf einer Parkbank. Und genau das ist auch das Bild das sich in vielen Köpfen schon längstens festgesetzt hat. Dabei blendet man u.A. die vielen, vor allem jungen, Frauen/Mädchen aus, die ohne Kopftuch die Straße entlanggehen. Interessant wäre aus sozialpsychologischer oder soziologischer Sicht was für ein inneres Bild Herr und Frau Österreicher haben würden wenn der ORF und andere Sender konsequent die anderen muslimischen Bevölkerungsteile ins Bild bringen würden. (ich hoffe ja insgeheim dass sich jemand aus der ORF Regie den Kritikpunkt zu herzen nimmt)
