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Diskussion um die Studiengebühren

Alle allgemeinen Fragen zum Diplomstudium Geschichte (WS 1992/2002) und zum LA Geschichte (WS 1992/2002).
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Michael79
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Diskussion um die Studiengebühren

Beitrag von Michael79 »

Rektoren: Unis sollen Studenten auswählen dürfen

Die Österreichische Rektorenkonferenz (ÖRK) verlangt zur "Sicherung vertretbarer Studienbedingungen" die Festlegung von Ausbildungskapazitäten an den Unis und deren entsprechende Finanzierung.

Überschreitet die Zahl der Studienwerber die Kapazitäten, sollen die Unis die Studienwerber nach Qualifikation autonom auswählen dürfen, heißt es in den am Montag bei einer Tagung in Wien präsentierten "zehn Thesen zur Neuregelung des Hochschulzugangs".

Studenten für Master- und Doktorats- bzw. PhD-Studien sollen Unis generell nach Qualifikation auswählen dürfen.

Bund soll Höchstgrenzen festlegen

Die Kapazitätsfestlegung soll nach Ansicht der Rektoren auf Basis eines Hochschulentwicklungsplans für den gesamten tertiären Sektor im Rahmen der Leistungsvereinbarungen zwischen Unis und Bund erfolgen.

Die Leistungsvereinbarungen sollten Gesamtkapazitäten der einzelnen Unis definieren und für jene Bereiche, in denen Engpässe zu erwarten seien, Höchstgrenzen festlegen.

In Studienrichtungen wie Medizin seien bei der Festlegung der Kapazitäten neben finanziellen Gesichtspunkten auch Faktoren wie die Zahl der Patienten bzw. Praxisplätze zu berücksichtigen.

Die ÖRK hat eine umfassende Studie über die verschiedenen Teilaspekte des Themas "Hochschulzugang" in Auftrag gegeben. Sie liegt nun als Buch vor und wurde am Montag im Rahmen einer Tagung in Wien präsentiert und diskutiert.

"Hochschulzugang in Österreich", herausgegeben von Christoph Badelt, Wolfhard Wegscheider, Heribert Wulz; Leykam Verlag und Grazer Universitätsverlag.

Mehr Akademiker durch mehr Stipendien

Gleichzeitig tritt die ÖRK aber für ein Wachstum der Zahl der Akademiker ein und will dazu bisher bildungsferne Schichten stärker an die Universitäten bringen. Derzeit werde dies vor allem durch den "stark selektiven Charakter des Sekundarschulwesens" verhindert.

Als erste Ansatzpunkte empfehlen die Rektoren eine "autonome Weiterentwicklung der Studienberechtigungsprüfung" und eine "Reform bzw. ein Ausbau des Stipendiensystems".

Bessere Betreuungsverhältnisse

Außerdem fordern die Uni-Chefs von der Politik, adäquate Studienbedingungen zu sichern bzw. herzustellen: "Die derzeitigen Kapazitäten sind in einer Reihe von Universitäten bzw. Studienrichtungen vor allem hinsichtlich der Betreuungsverhältnisse nach internationalen Maßstäben inakzeptabel".

Mehr als die Hälfte der österreichischen Studenten befinde sich in Fächern mit einer ungünstigen Betreuungsrelation, ein knappes Drittel in Fächern mit "extrem ungünstigen" Betreuungsrelationen.

Mehr Geld

Zur Erhöhung der Akademikerquote ist nach Ansicht der ÖRK eine "starke Steigerung der öffentlichen Ausgaben" für die Unis nötig - sie verlangt daher "rasche, entschlossene Schritte" in Richtung einer Ausdehnung der Ausgaben für den tertiären Sektor auf zwei Prozent des BIP (derzeit rund 1,13 Prozent).

Eingangsprüfung vor Studienbeginn empfohlen

Universitätsweite Studieneingangsprüfungen vor Beginn eines Studiums empfehlen Bildungspsychologinnen in ihrem Beitrag für die Studie. Neben schlussfolgerndem Denken und Fachwissen sollte darin auch die Informiertheit für das jeweilige Studienfach abgefragt werden. Zusätzlich regen sie die Einrichtung eines webbasierten Self-Assessments an, das die "Selbstselektion fördern" soll.

Quelle: http://science.orf.at/science/news/147061



Österreich hat unzugänglichstes Uni-System

Ein formal offener Hochschulzugang führt nicht unbedingt zu einer besseren "Zugänglichkeit" der Universitäten. Österreich liegt in einem Vergleich von 13 Ländern auf dem letzten Platz.


Zu diesem Ergebnis kommt das vor rund eineinhalb Jahren durchgeführte "Global Higher Education Ranking" des Educational Policy Institute in Washington (USA).

Letzter Platz von 13 Vergleichsländern

Österreich mit seinem bis dahin offenen Zugang (Matura als einzige Aufnahmevoraussetzung) hat demnach besonders wenige Absolventen und besonders wenige Studierende aus unteren sozialen Schichten. Unter 13 verglichenen Staaten liegt Österreich sogar am letzten Platz des "Zugänglichkeits"-Rankings.

Das "zugänglichste" Uni-System haben demnach die Niederlande vor Finnland, Großbritannien und den USA, gefolgt von Kanada, Australien, Irland, Frankreich, Schweden, Italien, Deutschland und Belgien.

Vier Faktoren messen Rangliste

Für das Ranking wurden vier Faktoren zusammengeführt: Die Beteiligungsrate misst, wie viel Prozent der Bevölkerung eines bestimmten Alters an Hochschulen studieren, die Abschlussquote, wie viele Prozent der 25- bis 34-Jährigen einen Studienabschluss haben.

Als weiteres Beurteilungskriterium wurden eine Art sozio-ökonomischer "Gerechtigkeits-Index" ("educational equity index") herangezogen, mit dem die soziale Herkunft der Studenten (vor allem der Beruf der Eltern) analysiert wurde, sowie ein Geschlechter-Gerechtigkeits-Index ("gender parity index").

Nur bei Geschlechter-Gerechtigkeit nicht ganz hinten

Dabei zeigte sich, dass Österreich bei der Abschlussrate abgeschlagen an letzter Stelle liegt - also besonders wenige Absolventen hat - und bei der Beteiligungsrate im hinteren Mittelfeld der 13 Staaten landete (geteilter neunter Platz) - also auch nur wenige Studenten hat.

Nur den vorletzten Platz gab es im sozio-ökonomischen "Gerechtigkeits-Index": Nur in Belgien stammen die Studenten noch häufiger aus höheren sozialen Schichten als in Österreich.

Einzig bei der Geschlechter-Gleichheit landet Österreich im Vorderfeld (Rang vier), was aber insgesamt trotzdem zum letzten Gesamtplatz führte.

Bei Kosten für Studium im Mittelfeld

Besser sieht laut dieser Studie die Leistbarkeit des Studiums in Österreich im internationalen Vergleich aus. Stellt man die Kosten für das Studium (Studiengebühren, Bücher, etc.) sowie die Lebenshaltungskosten möglichen Stipendien und Darlehen gegenüber liegt Österreich beim Vergleich der Leistbarkeit in 15 Ländern auf Platz sieben.

Schweden, Finnland und die Niederlande sind dabei jene Länder, wo man sich ein Studium am leichtesten leisten kann, und zwar auf Grund geringer Studienkosten und großzügiger Stipendien.

Vor Österreich liegen in dieser Ranking weiters die beiden Landesteile Belgiens sowie Irland. Am unteren Ende rangieren Großbritannien, Neuseeland und Japan.

Länder wie die USA, Kanada oder Australien sind nicht weit hinter den europäischen Staaten, weil die höheren Kosten für das Studium durch bessere Studentenunterstützungen abgefedert werden, heißt es in der Studie.

[science.ORF.at/APA, 29.1.07]

Quelle: http://science.orf.at/science/news/147063
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Carnifex
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Beitrag von Carnifex »

Vorher ging es auch locker jahrzehntelang ohne Studiengebühren - Und jetzt`? :shock:
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Martin
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Beitrag von Martin »

naja, so lang auch wieder nicht.... in den 1960er Jahren gabs durchaus auch Studiengebühren. Detto um die Jahrhundertwende. Also gebührenfrei studieren, das war immer nur in kurzen Abschnitten möglich :wink:
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tacfarinas123
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Beitrag von tacfarinas123 »

Da waren aber die meisten befreit, ich habe zahllose Leute gefragt, was sie zahlten, alle waren befreit.

Und es war wesentlich billiger als heute. Außerdem belegte man halt nur das Minimum, es gab kaum Pflichtstunden.

Übrigens: Dissertantenseminare waren wegen der Berufstätigen am Wochenende, etwa beim Hamann.

Die Zustände hätte ich gerne wieder. Alle von damals sagen, es war alles viel besser als heute.
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Hoad
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Beitrag von Hoad »

Auf ein drittes: Herzlich willkommen liebe Brigitte =D>

Scheinst deiner Androhung, diesem Forum fernbleiben zu wollen, nun doch nicht ganz Stand halten zu können :?: Und jetzt frag bitte noch, wie ich mir den Rückschluss vom Posting auf deine Person zusammengeschustert habe. :mrgreen:

[Kleiner Hinweis: originelle Nickname's wie "qarthadasht" oder "tacfarinas 123" können so einiges über die Geschichtsleidenschaft einer Posterin verraten]

und nein, ich habe sonst wirklich nichts zu tun #-o
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Birgit
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Beitrag von Birgit »

:mrgreen:
Ta Liubit Tu

Früher kochten Töchter, wie sie es von den Müttern lernten. Heute saufen wie ihre Väter. Hoch lebe unsere Generation

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Chouèf
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Umverteilung von unten nach oben?

Beitrag von Chouèf »

Die vorurteilslos zu untersuchende Frage ist halt, ob Uni ohne Studiengebühren vielleicht nicht tatsächlich eine Umverteilung von unten nach oben ist:

Aus 1000 Arbeiterhaushalten kommen im Schnitt momentan 26 StudentInnen, aus 1000 Gewerbetreibendenhaushalten 157 StudentInnen, aus 1000 Freiberuflerhaushalten, 286 StudentInnen. (Lackner, Profil ("Die Furche" find ich besser) , 22.1. 2007)

Es muss sich also dringend v.a. was in Richtung Gesamtschule mit moderner Pädagogik verändern.

Ja, da gibt's noch viele wenn und abers, wo man differenziert herangehen muss, aber ich finde die von vielen StudienkollegInnen vorgebrachten Argumente oft etwas vereinfacht.
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Beitrag von werner »

subjektiv halt.
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Starbuck
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Re: Umverteilung von unten nach oben?

Beitrag von Starbuck »

Chouèf hat geschrieben:Die vorurteilslos zu untersuchende Frage ist halt, ob Uni ohne Studiengebühren vielleicht nicht tatsächlich eine Umverteilung von unten nach oben ist:

Aus 1000 Arbeiterhaushalten kommen im Schnitt momentan 26 StudentInnen, aus 1000 Gewerbetreibendenhaushalten 157 StudentInnen, aus 1000 Freiberuflerhaushalten, 286 StudentInnen. (Lackner, Profil ("Die Furche" find ich besser) , 22.1. 2007)

Es muss sich also dringend v.a. was in Richtung Gesamtschule mit moderner Pädagogik verändern.

Ja, da gibt's noch viele wenn und abers, wo man differenziert herangehen muss, aber ich finde die von vielen StudienkollegInnen vorgebrachten Argumente oft etwas vereinfacht.
gesamtschule find ich schlecht, da kommt allgemein ein schlechteres bildungsniveau heraus. nur weil es in manchen skandinavischen ländern klappt heißt es nicht, dass es gut ist - die haben dafür nämlich die höchste jugendarbeitslosigkeit!
studieren kann jeder weil wenn man studiert kann man nebenbei arbeiten gehen - die mehrheit tuts und wir leben trotzdem bzw. schaffen es in mindestzeit zu studieren.

nur weil es arbeiterfamilien eher arbeiter herauskommen .... warum nicht? mich freut's, das ich dann genau zu denen gehöre (mutter: kindergärtnerin mittlerweile sozialsekretärin einer gewerkschaft, vater hat scih vom teachniker hochgearbeitet zum osteuropamanager eines österr. energiekonzerns) - arbeiter bleiben arbeiter. und, ist das denn schlecht?
jeder jugendliche kann sich ziele setzen und wer deppert ist bleibt deppert - egal wieviel geld dahinter steckt.
"When you talk to God, they call it prayer. When God talks to you, they call it schizophrenia." - Fox Mulder
„tschessicka hau der schakkelin net om schädl, sie is jo net die schwesta!“ - eine liebliche Mutter zu ihrem noch lieblicheren Kinde
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