"Wollen Studenten aussuchen"
VON MARTINA SALOMON (Die Presse) 25.10.2004
WU-Rektor Badelt tritt für eine Auslese nach dem ersten Abschnitt im neuen Studiensystem ein.

Christoph Badelt, Rektor der Wiener Wirtschaftsuniversität. | (c) Fabry
WIEN. "Wann reden wir endlich mit offenen Augen über das Thema des Hochschulzugangs?" Christoph Badelt, Rektor der Wiener Wirtschaftsuniversität (WU), sieht die derzeit laufende Umstellung auf das neue Studiensystem - Bakkalaureat/Magister (Master)/Doktorat - als Chance, die besten Studenten, zumindest für die höheren Ebenen, herauszufiltern.
Sein "persönlicher Vorschlag" an die Regierung wäre: "Gebt uns für die Bakkalaureatsebene ausreichend Geld für große Studentenzahlen und lasst uns für die Master-Ebene eine bestimmte, kleinere Studentenzahl definieren." Dann könne die WU auch ein Elite-Programm verwirklichen. "Jetzt können wir das nicht, weil wir die Studenten nicht selbst aussuchen dürfen", so Badelt im "Presse"-Gespräch. Die Universitäten seien daher gezwungen, indirekt auszusieben, und das verursache Ineffizienz.
Eigene Elite-Unis - zur Forschungsförderung - lehnt Badelt nicht ab, aber man brauche auch Elite-Programme für die Spitzenausbildung. Die Wirtschaftsuni sei in der "verrückten Situation", darauf achten zu müssen, dass das 2006 startende neue Kurzstudium "Wirtschaftsrecht" und die neuen Master-Programme nicht zu attraktiv werden, damit der Studentenansturm nicht noch größer werde. Die WU habe jedenfalls nur ein Viertel bis ein Drittel der personellen und budgetären Ausstattung pro Studenten gemessen an anderen guten, europäischen Wirtschaftsuniversitäten.
Die Rektoren fordern ein Notprogramm von 125 Millionen Euro für die Universitäten. "Man kann nicht immer sagen: Wir lassen alle Studenten herein, die müssen aber hochqualifiziert betreut werden. Da herrscht Darwinismus statt Studienplatzbewirtschaftung", kritisiert Badelt. Wobei es nach Arbeitsmarkt-Gesichtspunkten wohl auch nicht gescheit sei, so viele Studenten in der Publizistik auszubilden.