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Geschichte im Film

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Martin
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Geschichte im Film

Beitrag von Martin »

Wie wird Geschichte im Spielfilm oder in einer
Dokumentation rezipiert?? Kommt eine korrekte oder eine angepaßte
Variante der Geschichte auf die Leinwand??
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Starbuck
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Beitrag von Starbuck »

ich glaube hierbei kommt es sehr dabei darauf an welches LAND diesen film produziert ... wir alle kennen diese amerikanischen "historien"-schinken und deren art mit geschichte umzugehen.

die französischen filme haben die realität ganz gut im griff, wenn man an filme wie "die engelmacherin" oder "indochine" denkt, auch "die letzte metro" oder "das schloss" bringen geschichte in eine handlung verpackt.

bei den engländerin ist es sehr unterschiedlich ... "elizabeth" war großartig, "braveheart" auch oder "der engländer auf einen hügel stieg und von einem berg hinab kam" ... immerhin realität der letzte!
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Stephanos
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Re: Geschichte im Film

Beitrag von Stephanos »

Martin hat geschrieben:Wie wird Geschichte im Spielfilm oder in einer
Dokumentation rezipiert?? Kommt eine korrekte oder eine angepaßte
Variante der Geschichte auf die Leinwand??
interessantes thema. allerdings halte ich genau die zweite frage nach einer "korrekten" version der geschichte für den fehler, den viele historiker meiner meiner nach begehen. von der idee, geschichte so zu erzählen, wie sie wirklich gewesen ist (ranke und konsorten) hat sich die moderne historiographie doch schon weitgehend verabschiedet; dennoch verfallen einige autoren ab und zu wieder in diesen anspruch. ich halte ansätze wie etwa den von h. white für sinnvoller - jeder versuch, "geschichte" zu schreiben, erzählt eben auch nur genau das: EINE geschichte, also eine mögliche version/deutung.

mit diesem ansatz gehe ich auch an filme heran. ich seh sie mir nicht an, um zu sehen, ob sie auch wirklich korrekt alle tatsachen berichten - ich könnte das ja ohnehin nicht nachprüfen. stattdessen halte ich es für sinnvoll zu beobachten, WIE filme "geschichte" und "geschichten" erzählen. so kann man m.E. viel mehr rausholen als mit dem alten essentialistischen ansatz.
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Starbuck
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Beitrag von Starbuck »

ja da hast du sicherlich recht aber wenn man sich filme wie "troja" zum beispiel ansieht, die einfach nur falsche tatsachen vermitteln, dann schmerzt das ein historiker-herz doch sehr. (zumindestens meins) :???:
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Martin
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Beitrag von Martin »

ich habe den Ansatz absichtlich provokant gewählt....diese "Angabe" habe ich aus meinem gescheiterten Projekt übernommen....es soll diskussionsanregend wirken.. ;-)
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Stephanos
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Beitrag von Stephanos »

Starbuck hat geschrieben:ja da hast du sicherlich recht aber wenn man sich filme wie "troja" zum beispiel ansieht, die einfach nur falsche tatsachen vermitteln, dann schmerzt das ein historiker-herz doch sehr. (zumindestens meins) :???:
gerade das beispiel "troja" bestätigt meine these. kritik an dem film zu üben ist OK, allerdings nicht, dass er "falsche tatsachen" vermittelt - das ist bei der filmischen verarbeitung eines derartigen sagenhaften stoffes, dessen autorenschaft ja noch nichtmal vollkommen geklärt ist, mE. nicht möglich. ich finde den film für jeden historiker/kulturwissenschaftler, der sich mit der rezeption solcher themen in filmen beschäftigt, großartig - kaum ein anderer film gibt so viel für eine analyse her.
bzgl der falschen tatsachen vgl. auch den hinweis am ende des films, den ich leider nur sinngemäß wiedergeben kann: "loosely [!!!] based on homer's illiad."
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Starbuck
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Beitrag von Starbuck »

ja weißt du denn auch warum er am ende nicht stirbt? ich glaub, dass war ja total in den medien damals ... weil orlando bloom nicht sterben möchte in seinen filmen. hey - was soll das?

ich finde man muss bedenken, dass sich diese filme auch leute anschauen die keine bücher lesen und wenig allg. bildung haben und die dann die wahre sage als falsch darstellen, weil der film war doch "richtig".

ich finde solche umsetzungen bedenklich.

was hältst du von filmen wie "elisabeth" oder "evita"?
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Stephanos
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Beitrag von Stephanos »

Starbuck hat geschrieben: was hältst du von filmen wie "elisabeth" oder "evita"?
muss leider zugeben, beide filme nur fragmentarisch gesehen zu haben, daher möchte ich dazu auch kein umfassendes urteil abgeben.

nochmals aber zu "troja" (u.ä.): gerade solche filme sollte man auch an ihrem anspruch messen - hier wird keineswegs behauptet, dass dies eine authentische umsetzung des antiken stoffes sei. soll der o. bloom doch drauf bestehen, nicht zu sterben. dass den film (auch) "leute anschauen die keine bücher lesen und wenig allg. bildung haben", muss doch kein nachteil sein, oder? ist doch toll, dass "die" sich dadurch überhaupt erst damit beschäftigen, nicht?
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Beitrag von Starbuck »

vielleicht ist es ja ein klischee was ich damit jetzt aufwerfen werde, aber ich habe einige amerikansiche freunde, die haben wirklich geglaubt, dass diese sage genau diese geschichte beschreibt mit allem drum und dran. das es so wahr ist ... man bleibt doch nicht bis zum abspann ... der film ist aus, man geht raus und schnell was trinken.
nein ohne spaß ... ist wirklich so gewesen .... ich war entsetzt. und die gingen nur wegen bloom ins kino, nicht weil sie einen historienfilm sehen wollten.

vielleicht hab ich einfach einen anderen anspruch als du an filme mit historischem inhalt ...
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Beitrag von Stephanos »

Starbuck hat geschrieben:vielleicht hab ich einfach einen anderen anspruch als du an filme mit historischem inhalt ...
d'accord ;)
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Starbuck
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Beitrag von Starbuck »

btw - schau dir mal "elisabeth" an, mir hat der film sehr gut gefallen. teilweise waren sachen gekürzt und weggelassen aber nichts wichtiges (ist relativ, i know)
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Lena3980
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Beitrag von Lena3980 »

also ich würd mir von den filmemachern wünschen, dass sie sich mehr an die tatsachen halten, teilweise bringen die so verdrehte sachen auf die leinwand, dass man als historiker nur mehr den kopf schütteln kann. das traurige ist, dass die meisten leute das zeug auch noch glauben, das ihnen auf der leinwand präsentiert wird. ich kenne nicht viele leute, die sich nach einem film noch weiter mit der materie auseinandersetzen, meist wird die "geschichte" einfach so genommen wie sie einem vorgeworfen wird und das war es dann auch schon.
bei königreich der himmel ist beispielsweise auch so viel blödsinn verbreitet worden. scheinbar musste es einfach ein happy end geben ...
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Lena3980
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Beitrag von Lena3980 »

Starbuck hat geschrieben:btw - schau dir mal "elisabeth" an, mir hat der film sehr gut gefallen. teilweise waren sachen gekürzt und weggelassen aber nichts wichtiges (ist relativ, i know)
nur eine randbemerkung zu "elisabeth" (der film hat mir übrigens auch wahnsinnig gut gefallen, und es gibt nicht viele filme die mir wirklich gut gefallen): angeblich ist eine fortsetzung geplant, die Elizabeth: The Golden Age heißen soll, bin mal gespannt, ob sich die macher wieder so vorbildlich an die tatsachen halten
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Starbuck
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Beitrag von Starbuck »

das wäre ja superb ... tudors sind eine meiner lieblinge in der geschichte *jubel*
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Beitrag von Lena3980 »

@starbuck: schau mal dort vorbei: http://www.imdb.com/title/tt0414055/ sind leider nur ganz wenige infos dort, aber es besteht hoffnung, dass das projekt tatsächlich umgesetzt wird
Zuletzt geändert von Lena3980 am Do 02.Mär 2006, 9:24, insgesamt 1-mal geändert.
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