1. ich verstehe den impuls, als zugehörige/r einer höheren bildungsschicht alles ganz schrecklich zu finden und österreich und seine bewohner in bausch und bogen zu verdammen. der impuls ist natürlich, aber trotzdem billig und letztlich falsch. warum? nun, ja, vieles, was sich fpö/bzö usw. leisten, wäre in manch anderem land undenkbar. ja, auch in wählerschaft und funktionärsschicht von spö und övp sind latenter rassismus und alltagsfaschismus nicht selten.
und dennoch funktioniert doch einiges in österreich ganz gut: wir haben den extrem rechten parteien noch nie eine mehrheit unserer stimmen gegeben. wir sind durch eine ziemlich gute verfassung und einen im großen und ganzen funktionierenden rechtsstaat geschützt. wir haben eine medienlandschaft, in der auch kritische qualitätsmedien platz haben und ihre demokratiepolitische rolle als vierte gewalt wahrnehmen. und zu guter letzt gibt es auch viele leute wie uns in österreich, die kraft ihres verstands, ihrer bildung und ihres umfelds immun gegen rechte hetze sind und es auch bleiben werden.
also: alles in allem ist österreich auch für unsereins ziemlich lebenswert. es gibt nur ganz wenige länder auf der welt wo es uns noch besser gehen würde. die ungemütlichen seiten gibt es, wir sollten sie niemals einfach hinnehmen, aber sie sind nicht so dominant, dass uns nur die innere emigration bleiben würde. genauso fehl am platz ist zynismus à la "österreich hat nichts anderes verdient". das stimmt nicht - österreich ist lebenswert und gerade wir als "bildungsschicht" haben die aufgabe, dafür zu sorgen, dass das auch so bleibt oder gar besser wird.
2. selbst wenn fpö/bzö usw. einen ziemlichen batzen an stimmen bekommen, heißt das nicht, dass wir das schulterzuckend zur kenntnis nehmen müssen. die demokratische rechnung ist etwas komplexer als "die leute sind halt deppert, also müssen wir den graf akzeptieren". der so genannte wählerwille ist nicht in stein gemeißelt. der wählerwille prägt nicht ausschließlich die politische landschaft, sondern die politische landschaft prägt auch den wählerwillen. wenn tendenzen wie rassismus, judenfeindlichkeit oder geschichtsrevisionismus - wie im fall von martin graf - in der öffentlichkeit geäußert werden und nichts passiert, dann merkt der wähler das und dementsprechend ändert sich sein wille. wenn die großparteien glauben, die fpö-ausländerpolitik übernehmen zu müssen, dann wird diese sozusagen salonfähig und immer mehr leute finden nichts dabei, die fpö auch zu wählen. sprich: ein politisches klima, wie es die fpö und graf gezielt zu erzeugen versuchen, bringt das schlechteste in den menschen, den wählern, zum vorschein. dagegen sollten wir uns wehren! wenn es uns gelingt, solche entwicklungen einzudämmen und den antifaschistischen grundkonsens der gesellschaft zu festigen, dann verändert sich auch der wählerwille. natürlich sind da in erster linie spö und övp gefragt - stichwort: leadership statt populismus im umgang mit der öffentlichen meinung - aber auch wir können etwas dazu beitragen.
Ich glaube du missverstehst meine Aussage. Ich bin ned der Meinung das alles furchtbar is und alle Österreicher in eine Tonne gehören. Nach meinem, zugegebenermaßen ned brillianten, Mathematikverständnis sind bei 30% rechts Wählern ca. 70% die nicht rechts stehen. Was mir also den Glauben an das Gute zurück gibt.
Meine vorige Aussage bezog sich schlicht darauf das es in einem demokratischen System nach demokratischen Prinzipien zu geht und das heißt: Wenn 30% rechts wählen kann man sich halt, so traurig das jetzt indem Fall ist, ned hinstellen und sagen mein Gott dumm gelaufen is ja wurscht. Das is nunmal der Wille eines Teiles der Bevölkerung gewesen und das ist nach neutralem Betrachten auch zu akzeptieren.
Das ich das in diesem Fall ned will und kann is ein Fakt, ändert aber nix an der Tatsache das es gegen das demokratische Wahlergebnis läuft. Wenn man also blind los schreit und meint die müssen alle weg, treibt man ihnen neue Wähler in die Arme weil sie dann natürlich sagen können, schauts ihr habts gewählt und das akzeptieren die nicht.
Wie ich an den wuseligen kleinen blauen Männchen mit ihren RFJ Kulis erkennen konnte erscheint es mir als ob sich auch am anderen Ufer eine Studentenschaft befindet welche das Argument der hochgebildeten Leute die daran was ändern wollen ein wenig entkräftet
Das wir eine rechte Mehrheit jeglicher Form noch nicht hatten liegt wohl mehr an der Vergangenheit die man bei uns ja tot zu schweigen versteht, als daran das wir so gute Politiker in der Mitte und links davon haben.
Mal abgesehen davon das man sich bei den momentanen Wählerströmen und der Lethargie der SPÖ und ÖVP doch zu fragen beginnt wie lange das noch so bleiben wird. Denn wenn mir eines partu nicht eingehen will dann das der gelernte Österreicher seine Weltoffenheit zur schau stellt und sich aktiv dagegen wehrt.
Selbst nach 45 war Ö mehr mit schönfärben und Buhmänner ausgraben beschäftigt. Und das wirklich nur das Pferd vom Waldheim bei der SS war und er davon nix wusste will ich an dieser Stelle nicht im geringsten anzweifeln
Damit will ich ned Österreich schlecht machen. Schönes Land, gutes essen, sprechen die selbe Sprache wie ich und sind mies im Fussball. Klingt super aber man darf halt ned vergessen das überall wo Licht ist auch Schatten zu finden sein wird. Was mich wie von Zauberhand zu der Lichterkette führt. Is gut wenn man sowas macht und auch wichtig aber bedeutend wichtiger wäre es wenn sich die Politiker an sich mal der Gefahr bewusst würden. Nur sind die halt zu sehr mit ihren Zwistigkeiten beschäftigt als das sie sich mal um die wahren Probleme kümmern würden. Oder warum wurde der Graf ned schon abgewählt? Lag vielleicht am Unwillen der ÖVP die sich ja den potentiellen Koalitionspartner ned vergraulen will. Wär ja auch a Schande wenn ma mal die doofen Roten raushauen könnt und sich dann wegen solcher läppischen Problemchen wie dem Graf in die Wolle kriegt. Mein Gott was solls die Kultusgemeinde wird doch wohl a bissi an Spaß verstehen.
Zum Thema Medien und Populismus kann man nur sagen das sich das weit einfacher anhört als es ist. Solang sich der Großteil der Österreicher ihre Infos aus der Heute, Österreich, Krone oder Kurier holen, glaub ich ned an die Wirkung des Qualitätsjournalismus in unserem Land. Alle anderen Zeitungen mögen so gut schreiben wie sie möchten, werden sie am Ende doch zu wenig und von den falschen gelesen.
Der Populismus ist halt Ausdruck des Niveaus das sich immer erdgebundener gestaltet. Wenn ich mir die FPÖ Slogans anhöre glaube ich fest daran das ein jeder 12 jähriger nach 3 Bier auf ex ähnliches fabrizieren würde. Nur solange es zieht und Stimmen bringt wird sich das ned ändern und wie ich denke ich schon mal erwähnt habe sind Hass und Hetze halt leichter zu verkaufen als Gemeinschaft und Umweltschutz. Klingt ziemlich erschütternd, is es auch.
Und auch wenn ich jetzt sehr pessimistisch klingen mag, aber nicht der Strache bringt das böse in den Menschen zum Vorschein. Jeder hat ein Gehirn und Willens und Gedankenfreiheit, welche uns ja gesetzlich zugesichert sind, mit auf den Weg bekommen. Diese zu benutzen wird in Fachkreisen als sinnvoll aber bisweilen oftmals spießig empfunden und dementsprechend neben der alten Armeekutte vom Opi geparkt.
Was ich damit sagen will?
Der Mensch wählt seine Freunde und Verbündeten oftmals danach ob sie ihm gut zu Gesicht stehen oder kurz: Der Strache spricht vielen aus der Seele. Das hat nix damit zu tun das wir so lieb sind und der böse Strache der Teufel is. Die Menschen selbst sind böse und der HC in diesem Fall ihr Sprachrohr