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Eigner - Wirtschaftsgesch. d. industr. Revolution - SS 2005

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blue

Eigner - Wirtschaftsgesch. d. industr. Revolution - SS 2005

Beitrag von blue »

nachdem heute die einheit entfallen ist und ich letzte woche nicht da war, wollte ich mal wissen, was er denn so gesagt zur LV. gibt es eventuell ein buch oder so auf das er die LV hauptsächlich aufbaut? hat er schon stoff gemacht in der ersten einheit? was sind die prüfungsmodalitäten? sonst noch etwas das man wissen sollte?

thx oliver
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Tara
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Beitrag von Tara »

Hab meine Faulheit aus kollegialer Solidarität heraus überwunden und meine Mitschrift schon jetzt abgetippt ;)


Datum: 17.3.2005

Allgemeines:

Lehrausgang wird stattfinden, entweder technisches Museum oder Siemens
Unterlagen: Kopien werden ausgeteilt gegen geringen Betrag
Buchtipp: Beiträge zur historischen Sozialkunde Nr3/97
Industrielle Revolution verbilligt um 2.- bei WISO
Guter Überblick:
Pierenkemper, Toni: Industrielle Revolutionen. Industrialisierung im 19.Jhd. Fischer TB 60147

Es gibt 2 Sichtweisen auf Industrielle Revolution :

1) traditionelle: revolutionärer Wandel
Phänomen, das sich innerhalb von kurzem Zeitraum (2-3 Jahrzehnte) abspielt
Schlagworte:
„take-off“ ( von Ökonom/Historiker Rostow (50er/60er Jahre)
„great spurt“ Gerschenkron

2) gradueller, langfristiger Verlauf

Sozio-ökonomishce Transformation
Gab schon vorher höhere Wachstumsraten
Meist wird Wirtschaftwachstum herangezogen, pro-Kopf Einkommen etc. beruht auf volkswirtschaftlichen Aggregaten

Heutiger Stand der Forschung:

Stark regionales Phänomen
Deutschland erst seit 1871 ( vorher stark regional)
Siehe auch Ö-Ungarn: nicht alle Teile entwickelt
Schlechter z.B.: Dalmatien
Gut: Böhmen (im 19.Jhd.)

Zum besseren Verständnis:

Bruttoprodukte der Provinzen Österreichs(1911-1913):
Österreich: 569 Kronen/Kopf
Dalmatien: 264 Kronen/Kopf
Niederösterreich: 850 Kronen/Kopf

England: Mutterland der industriellen Revolution
Beginnt in Lancashire (Grafschaft)
Baumwolle, IndustrieÂ…

Vorsicht: Statistik verhüllt auch!  Industrieproduktion heißt: viele verschiedene Branchen!
Baumwollindustriewachstum z.B. stärker als Maschinenbau
Baumwollindustrie in einigen Fabriken schon sehr fortschrittlich, in anderen noch nichtUnterschiede im Wachstum

IR besteht auch aus wichtigen Erfindungen, aber nicht personalisierte Heldengeschichte großer Erfinder (im Gegensatz zu Geschichte in Schulbüchern)

Modell der Industrialisierung?
Rostow auch Wirtschaftberater der amerikanischen Präsidenten (Z.B) Kennedy) in den 60ern, hauptsächlich Ökonom.

Heutiger Stand: Modell gibt es nicht.

Früher sprach man vom englischen Modell und versuchte es auf andere europäische Länder umzulegen
2tes industrialisierte Land nach England war Belgien
Französisches Modell: sanfteres Modell im Gegensatz zum englischen, noch eher Vorbild für andere Länder (Theorie wird aber auch angezweifelt)

Prozess der Industrialisierung verringert Unterschied zwischen Reich und Arm nicht, bewirkt Gegenteil!
Pro Kopf Einkommen im Vergleich Europa Asien vor 250 Jahren war Verhältnis 2:1
Heute: Verhältnis 4:1 (SchweizMosambique)

Industrie: Sekundärer Sektor

Primärer Sektor: Land-, Forstwirtschaft, Urproduktion (Fischfang) heute industrialisiert
Sekundärer Sektor: verarbeitende Industrie
Wird anhand Arbeitsstoffe und Wertschöpfung gemessen

Sekundärer Sektor nimmt zwar im 19.Jhd zu, aber tertiärer Sektor (Dienstleistung) nimmt stärker zu (heute: in industrialisierten westlichen Ländern 70% Dienstleistungen, aber andere Dienstleistungen als vor 150 Jahren)

Öffentliche Dienstleistungen wachsen in Großstädten an, Z.B. Ärzte, LehrerÂ…
Größerer Teil: Dienstboten (zweitgrößte Berufsgruppe in Wien im 19. Jhd.)

Veränderungen im sekundären Sektor: Verschiebung von Handwerk zur Industrie

Ideologie:

19. Jhd. und Anfang des 20.Jhd.: Fortschritts- und Wachstumsgläubigkeit
heute: Expansionsideologie, stößt aber auch an Grenzen

Durchsetzung des kapitalistischen Systems durch Industrialisierung (Gegenbeispiel Sowjetunion)
Heute leise Technikkritik: Entwicklung immer schneller, Generationenkluft

Industrialisierungsaspekte:

1) geographischer Aspekt

Europa: ca. Verlauf von NW nach SO (GB, Belgien, NL)

Süden: Spanien, Portugal erst spät, aber große teile die Ende des 19. Jhd noch nicht industrialisiert waren

2) Frage der Ressourcen:

Wichtigste Ressourcen: Kohle, Eisen
Österreich: KohleBöhmen
EisenErzberg (Obersteiermark)
1837/39 mit Nordbahn verbunden
später mit Südbahn, führt nach Triest (wichtigster Hafen der Monarchie)

Steinkohle erst später, weil große Holzvorkommen (Holzkohle)
Obwohl Steinkohle besser zur industriellen Verarbeitung geeignet
Geographisch: Klima
Süden später entwickelt (Ausnahmen zum Beispiel Irland), auch heute
Gürtel: 300km ober- und unterhalb des Äquators beheimatet die ärmsten Länder der Welt
Klima schuld, nicht von Völkern abhängig!

Manchmal auch unabhängig: Japan ( weder Eisen noch Kohle), hat substituiert

Sozial: England

2-Klassen (19.Jhd.) Proletariat (Arbeiterschaft) und Bürgertum( vor allem Kleinbürgertum)
alte Eliten Adel, Militär
nach 1848 zunächst breite Koalition (Studenten, Arbeiter, Bürger) letztlich aber bürgerliche Revolution

Lebensumstände:

ganz wesentlich: hygienische und sanitäre BedingungenZurückdrängen von Seuchen und Epidemien
Cholera Ende 19. Jhd. fast ausgerottet
Viele starben zwar an Allerweltskrankheiten, Z.B: Magen- und Darminfektionen, aber insgesamt höhere Lebenserwartungsteigt im 19.Jhd. deutlich
Fortschritte Medizin, persönliche Sauberkeit, reines Wasser, raschere Abfallbeseitigung

Baumwolle „revolutionär“: vorher kaum waschbare Unterkleidung (meist Wolle)
Seife als Massenprodukt aus pflanzlichem Öl enormer sanitärer Fortschritt

Urbanisierung: Kanalisation, Straßenpflasterung

Maßzahlen: z.B.: Säuglings-/Kindersterblichkeitsrate

Verbesserte Ernährung, reichlichere Versorgung, bessere Konservierung und schnellerer Transport

Nahrung größere Vielfalt, reicher an tierischen Proteinengrößerer und robusterer Körperbau (Antropometrie)
Maßzahlen: Abmessung an Soldaten
Wohlstandsindikatoren: Zucker
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Tara
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Beitrag von Tara »

Zu Prüfungsmodalitäten hab ich entweder nix gehört oder das verdrängt :)
und über den Aufbau hat er ned mehr gesagt als in meiner Mitschrift steht
hoffe geholfen zu haben :)

Lg
Tara
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